SIEGEN. Der Volkswirt Niko Paech hat zur Verbesserung des Klimaschutzes den Rückbau der Industrie in Deutschland und eine reduzierte Arbeitszeit gefordert. „Die Wirtschaft muß dann nicht kollabieren, wenn wir langsam, aber sicher den Rückbau der Industrie gestalten können. Würden wir die wöchentliche Arbeitszeit und damit auch das Einkommen leicht senken, dann könnten wir die Mobilitäts- und vor allem die Konsum- und Wohnraum- und Digitalisierungsnachfrage senken und damit einen wirklich prägnanten Klimaschutzeffekt erzielen“, sagte er dem Deutschlandfunk.
Im Fall einer 30- oder 20-Stunden-Woche könnten die Menschen die freie Zeit nutzen, „um ergänzend zu einem nicht mehr so hohen Geldeinkommen eigene Leistungen zu erbringen, zum Beispiel im Nahrungsmittelanbau, in der Reparatur der Güter und drittens in der gemeinschaftlichen Nutzung“, betonte der Professor für plurale Ökonomik der Universität Siegen.
So könnten Autos, Rasenmäher oder Werkzeuge gemeinschaftlich genutzt werden. Auf diese Weise würde auch der Bedarf an industrieller Produktion und Transporten gesenkt werden. „Dann hätten wir wirklich einen prägenden Effekt“, so Paech.
Alle sollen über das Klima diskutieren
Derzeit gebe es jedoch noch die paradoxe Situation, daß „Menschen, die mit Zähnen und Klauen einen Wohlstand verteidigen, der klimaschädlicher nicht sein könnte“, freitags für das Klima demonstrierten. Laut Paech brauche es neben den „Fridays for-Future“-Kundgebungen auch eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über den persönlichen Konsum.
So sei es nötig, auch Streit zu beginnen, „daß ich meinem Nachbarn sage, hör mal, warum hast du eine Kreuzfahrt gebucht, wer gibt dir das Recht, einen SUV zu fahren, warum mußt du eine Flugreise in den Skiurlaub auch noch tätigen“. Das müsse in Familien, an Schulen, in allen öffentlichen Institutionen, allen Gesprächen, allen Wirtshäusern Thema sein, plädierte er. (ag)