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Anja Arndt, NGO-Affäre, EU-Kommission

Bedrohliche Invasion: Angriff auf die deutschen Bienen

Bedrohliche Invasion: Angriff auf die deutschen Bienen

Bedrohliche Invasion: Angriff auf die deutschen Bienen

Das Foto zeigt Imker bei ihrer Arbeit mit Bienen.
Das Foto zeigt Imker bei ihrer Arbeit mit Bienen.
Nicht nur die Politik bereitete den deutschen Imkern Sorgen. Foto: IMAGO / ABACAPRESS
Bedrohliche Invasion
 

Angriff auf die deutschen Bienen

Die deutschen Imker kämpfen an mehreren Fronten: Eingeschleppte Bioinvasoren gefährden ihre Bienenvölker und falscher Honig macht unlautere Konkurrenz. Von der Politik sind die Bienenzüchter desillusioniert.
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Unsere Imker sind nicht zu beneiden. Aus Asien eingeschleppte Hornissen gefährden ihre emsigen Mitarbeiter – die Westliche Honigbiene. Doch die großen Wespen sind nicht ihre einzigen Gegner. Mit dem Edelprodukt Honig treiben Großproduzenten Schindluder, bis hin zur Produktfälschung. Dreiste Diebe klauen ganze Bienenvölker. Der Landschaftsverlust nimmt stetig zu. Und der deutsche Staat schützt mal wieder nicht sein Volk, nicht mal seine Bienenvölker. Dabei war das mal völlig anders. Eine kurze Bestandsaufnahme um die bepelzten Nutztiere. Ja, genau das sind sie nämlich.

„Der Schritt war zu erwarten“, meldet der Deutsche Imkerbund desillusioniert. Leider seien die Kommentare von Experten aus der öffentlichen Anhörung für das Maßnahmenblatt zur weiteren Bekämpfung kaum berücksichtigt worden. Was der Verband so bedauert, ist, daß am 24. März das Bundesumweltministerium die Asiatische Hornisse umgestuft hat. Damit entfällt die Ausrottungspflicht für die invasive Art. Dabei gefährdet der sich seit knapp zehn Jahren explosionshaft ausbreitende Jäger hauptsächlich heimische Honigbienen.

Die Bienen verrichten Arbeit im Milliardenwert

„Weltweit gibt es mehr als 20.000, in Europa etwa 2.000 und in Deutschland fast 600 bekannte Arten“, meldet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und meint dabei ganz allgemein die Biene. Viele dieser wilden Bienenarten leben als Solitär. Nur etwa zehn Prozent der Wildbienenarten hierzulande bilden Staaten. Die Honigbiene gehört nicht zu ihnen. Von ihr gibt es weltweit nur zehn Arten und nur eine lebt in Deutschland – eben die graubraun bepelzte Westliche Honigbiene, die Apis mellifera.

Ein hochsoziales Wesen, das zwingend nur im Volk überleben kann. Rund eine Million Bienenvölker sammeln für die rund 145.000 deutschen Imker hier Pollen. Ihr Nutzen als Pflanzenbestäuber ist beachtlich. Der Imkerbund berichtet, daß sie bis zu 800 verschiedene Wild- und Nutzpflanzen bestäuben. „Rund 85 Prozent der landwirtschaftlichen Erträge im Pflanzen- und Obstbau hängen in Deutschland von der Bestäubung der Honigbienen ab“, so der Imkerbund. Der Wert ihrer Emsigkeit wird auf zwei Milliarden Euro geschätzt.

Die Politik nimmt falsche Weichenstellungen vor

Ihr gegenüber steht die asiatische Hornisse Vespa velutina. Sie ist die kleinere Version der Asiatischen Riesenhornisse Vespa mandarinia. Das ist die berüchtigte Bienenkillerin, die in den USA eingefallen ist. Entgegen anderer Gerüchte ist sie noch nicht in Europa gesichtet worden. Zum Glück, siehe Infokasten. Ihre kleinere Version, die Vespa velutina ist sogar kleiner als die europäische Hornisse Vespa crabro, mit ihr zu spaßen ist allerdings nicht. Die hervorragende Jägerin ist nämlich fünfmal kräftiger als die heimische Hornisse, die unter Naturschutz steht. Töten darf man keine dieser Hornissen, einfach weil für Laien die Verwechselungsgefahr zu groß ist.

 

2016 wurde die Asiatische Hornisse von der EU als „invasive Art unionsweiter Bedeutung“ eingestuft, und damit war es seitens der Behörden verpflichtend, die Nester zu bekämpfen mit dem Ziel, die Hornisse auszurotten. Zuständig waren in Deutschland die Umweltministerien der Länder. Im Grunde ist die Umstufung auf Artikel 19 der EU-Verordnung 1143/2014 eine Kapitulationserklärung. Denn wenn sich eine Art schon zu weit verbreitet hat, entfällt die Ausrottungspflicht. Total verrückt: Dies gilt auch für Bundesländer, in denen die Asiatische Hornisse kaum vorkommt.

Interessant ist, daß die EU im Entwurf ihrer Umstufung behauptet, es gäbe bisher keine ausreichenden Belege für eine Beeinträchtigung der Biodiversität in Europa. In seiner Stellungnahme widersprach der Imkerbund im Dezember 2024: „So ist ein erhöhter Konkurrenzdruck auf heimische Arten durch hohe Abundanzen wahrscheinlich. Für einige Wildpflanzenarten wurden bereits Auswirkungen auf die Bestäubung bis hin zur verringerten Samenproduktion durch Vespa velutina nachgewiesen.“ Das Deutsche Bienen-Journal berichtet, daß der Imkerbund die Umstufung bereits als Thema für die Agrarministerkonferenz eingebracht habe.

Die Diebstähle beginnen immer ab März

Doch nicht nur die Politik bereitet den Imkern Sorge. Ende März klauten Diebe nachts aus der Zuchteinrichtung im Tegeler Forst in Reinickendorf 31 Bienenvölker. Beuteschaden: Mindestens 11.000 Euro. Allerdings, so der Berliner Imkerverband: „Die jahrelange Zuchtarbeit ist unwiederbringlich.“ Der Berliner Bienendiebstahl ist kein Einzelfall. Wie im Tegeler Forst sind es häufig Profis, also Bienenexperten.

Die Diebstähle beginnen immer ab März. Denn über den Winter sterben viele Bienen. Sie finden immer nachts statt, weil dann die Bienen im Stock sind. Nachbarschaftsimker fallen aus, weil die Bienen am Tag einen ausgezeichneten Orientierungssinn haben und kilometerweit zum alten Bienenstockplatz zurückfliegen würden. Als Diebe würden andere Imker vermutet. Diese klauten in anderen Regionen die Völker, berichtete der NDR und berief sich dabei auf den Imkerverband Schleswig-Holstein. Gegen die Profidiebe rüsten die Imker wiederum mit GPS-Sendern, Zäunen, Wildtierkameras auf und laufen Patrouillen.

Wenn Honig gar kein Honig ist

Doch nicht nur Bienendiebe, auch Honigfälscher schädigen die Imker. Der SWR berichtete im Jahr 2024, daß der Imkerverband Rheinland-Pfalz vom Gesetzgeber bessere Kontrollen fordere. Honig werde viel zu häufig gefälscht. Dem Betrug sei laut Verband Tür und Tor geöffnet. „Das Ergebnis einer Analyse von angeblichem Bienenhonig aus dem Supermarkt ist erschreckend“, zitiert der Sender Thomas Hock, den Landesvorsitzenden des Imkerverbands.

Von 30 eingesandten Honiggläsern seien 25 gestreckt gewesen. Davon „etliche auch extrem“. Eines der Honiggläser bestand nur aus Zuckersirup. Die deutschen Imker hätten laut Hock bei der EU-Kommission und ihrer Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (SANTE) Anzeige erstattet und auch den Fall der europäischen Behörde Europol gemeldet.

Aus der JF-Ausgabe 16/25. 

Nicht nur die Politik bereitete den deutschen Imkern Sorgen. Foto: IMAGO / ABACAPRESS
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