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Corona-Lage: Covid-19 und die Faszination des Absurden

Corona-Lage: Covid-19 und die Faszination des Absurden

Corona-Lage: Covid-19 und die Faszination des Absurden

Stuttgart Querdenken 711
Stuttgart Querdenken 711
Proteste des Bündnisses Stuttgart Querdenken 711 am 7. Mai Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto
Corona-Lage
 

Covid-19 und die Faszination des Absurden

Traut man den Berichten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, protestieren vor allem Verschwörungstheoretiker, Rechts- und Linksradikale, Reichsbürger und Impfgegner gemeinsam irgendwie gegen Corona. Doch auch sachliche Kritik am Management der Corona-Krise wird mit überheblicher Geste aus der öffentlichen Debatte eliminiert.
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Cato, Palmer, Exklusiv

Traut man den Berichten des öffentlich rechtlichen Rundfunks,  protestieren vor allem Verschwörungstheoretiker, Rechts- und Linksradikale, Reichsbürger und Impfgegner gemeinsam irgendwie gegen Corona. Mit demokratiefeindlichen Tendenzen und – laut BKA Chef Holger Münch – mit bedrohlichem Potenzial. Hält dann jemand ein Schild hoch mit „Gib Gates keine Chance – die WHO ist korrupt“ oder vergleicht einer den Reichstagsbrand 1933 mit der Seuchengesetzgebung der Corona-Pandemie und betitelt sie als sogenannten „Staatsstreich“, scheint die Faszination des Absurden als Aufmerksamkeitsgarant perfekt.

Nun gibt eine 92seitige Schadensanalyse des Shutdowns durch einen Referenten im Bundesinnenministerium den Demonstranten möglicherweise Auftrieb. Dieses Papier wurde von ihm am 8. Mai 2020 in den behördlichen Dienstweg, unter anderem auch an jedes Innenministerium der Länder verschickt. Der ab sofort vom Innenminister freigestellte SPD-Mann, der auch 2018 für den Parteivorsitz kandidierte, war in der von zehn Wissenschaftlern unterstützten Analyse der Maßnahmen gegen die Pandemie zu folgenden Ergebnis gekommen:

„Die beobachtbaren Wirkungen und Auswirkungen von COVID-19 lassen keine ausreichende Evidenz dafür erkennen, daß es sich – bezogen auf die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Gesamtgesellschaft – um mehr als um einen Fehlalarm handelt.”

„Der Kollateralschaden ist inzwischen höher ist als der erkennbare Nutzen.“

Auch gravierende medizinische Folgen

Damit sind nicht nur die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Schäden, sondern auch medizinische Folgen, zusätzliche Suizide und viele Toten wegen der beispielsweise 2,5 Millionen in den Corona-Monaten nicht vorgenommene Operationen, Weiterbehandlungen, Früherkennungen oder Pflegeeinschränkungen gemeint.

Es wurde weiter ausgeführt:

„Die voraussichtliche Sterberate läßt sich nicht seriös einzuschätzen; Vermutungen von Experten gehen von Zahlen zwischen unter 5.000 und bis zu 125.000 Patienten aus, die aufgrund der verschobenen OPs versterben werden/schon verstarben.“

„Das Krisenmanagement und die politischen Entscheider könnten einen gigantischen vermeidbaren Schaden für unsere Gesellschaft anrichten, der das Potential des Coranavirus bei weitem übertreffen und unvorstellbares Leid auslösen kann. Die Stabilität unseres Gemeinwesens und der Bestand unserer staatlichen Ordnung können gefährdet sein. Es drohen dem Staat hohe Schadenersatzforderungen wegen offenkundiger Fehlentscheidungen.“

„In keiner Sitzung wurde über die Gesamtkosten der Schutzmaßnahmen oder den Neuverschuldungsbedarf diskutiert und auch die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Entwicklung am Arbeitsmarkt wurden nicht behandelt. Auch die gesundheitlichen Kollateralschäden (einschl. Todesfälle) waren kein Thema.“

Aus dem Bundesinnenministerium hieß es dann umgehend: „Ich möchte Sie darauf hinweisen, daß es sich vorliegend um ein von einem einzelnen Mitarbeiter verfaßtes Papier handelt. Der Mitarbeiter war weder am Krisenstab beteiligt, noch beauftragt oder autorisiert eine solche Analyse zu erstellen oder zu veröffentlichen. Sie gibt seine private Auffassung wieder, nicht die des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat.“

Selbstmörder mit positivem Testergebnis zählen in die Statistik

Diese „Privatmeinung“ wurde allerdings von Wissenschaftlern miterstellt wie Peter Schirmacher, Pathologie-Professor an der Uni Heidelberg und Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Die Leopoldina gehört zu den wichtigsten wissenschaftlichen Beratungsgremien der Bundesregierung in der Corona-Krise und gab ja jüngst eine Stellungnahme zur Lockerung des Lockdowns ab. Auch Gunter Frank, Arzt für Allgemeinmedizin und Mitglied der ständigen Leitlinienkommission der Deutschen Gesellschaft für Familienmedizin und Allgemeinmedizin (DEGAM) in Heidelberg, war Mitautor und hat einen offenen Brief der Forscher auf der Achse des Guten veröffentlicht.

„Sicherlich lassen sich Ton und Begrifflichkeiten des Papiers an einigen Stellen optimieren“; die Reaktion des Ministeriums bezeichnet er aber als „Ablenkungsmanöver“. Er kritisiert, daß sich das BMI bisher nur unzureichend mit den Folgen des Lockdowns beschäftigt habe. Als „Corona-Leugner“ will Frank sich keinesfalls verstanden wissen. „Covid-19 ist eine absolut gefährliche Erkrankung insbesondere für die Risikogruppen. Aber ihre Bedrohung für die Gesellschaft wird etwas überschätzt.“

Unbestritten ist, daß fundierte Daten zu den Kollateralschäden der Corona-Maßnahmen wie dem Verschleppen schwerer Erkrankungen sowie den negativen Folgen für die Gesundheit der Betroffenen nicht zu beziffern sind, ähnlich wie die Folgen der Pandemie auf die Psyche oder die Folgen des Wirtschaftseinbruches für die Gesundheit. Selbst die Daten zu den Corona-Toten sind aufgrund ihrer Methodologie in ihrer Aussagekraft umstritten. Beispielsweise werden auch Selbstmörder mit positivem PCR-Corona-Befund in der offiziellen Statistik mitgezählt.

Feiern und Partys als Hotspots

Auch die Gesamt-Sterbefallzahlen (DeStatis) der Jahre 2018 (Grippewelle), 2020 sowie dazu im Vergleich der Durchschnitt von 2016 bis 2019 ergeben für die relevanten KW 01 bis KW 15 keine Hinweise auf eine Corona-bedingte signifikante Übersterblichkeit in Deutschland:

  • 2016-19: 200.070
  • 2018: 223.811
  • 2020: 194.536

Auch die im März diskutierten Horrorzahlen mit bis zu einer Million Toten ohne Lockdown wurden durch das schwedische Modell widerlegt. Durch das Verbot von Großveranstaltungen, Gebot von Home-Office-Arbeit, verstärkter Hygiene und mit nordeuropäischem Gemeinschafts-Sinn ist man dort von diesen Katastrophenszenarien weit entfernt und auch der R-Faktor liegt in Schweden mittlerweile bei ca. 1. Wir wissen doch jetzt, daß wie in Italien, Spanien, Frankreich auch in Deutschland sich das Corona-Virus vor allem an bestimmten Hotspots wie Karneval, Fasching, Starkbierfesten und den schönen Partys in Ischgl mit exponentieller Wucht verbreiteten konnte.

Das wurde kürzlich durch die Epidemiologen der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) rekonstruiert, die untersuchten, wie sich das Virus in Österreich ausgebreitet hat. Die meisten Corona-Cluster ließen sich in Senioren- oder Pflegeheimen sowie im Bereich Freizeitaktivitäten und Haushalten auffinden, das mit dem schwerwiegenden Ausbruchsgeschehen in Ischgl und St. Anton zusammenhänge. Von dort wurde das Virus dann in viele weitere Orte und Familien verteilt. Einige Cluster ließen sich auch auf Mitgliedschaften in Chor- und Musikvereinen oder den Besuch von Fitneßstudios zurückführen.

Konstruktive Kritik ernst nehmen

Die AGES folgerte:

– Eine Übertragung erfolgt, wenn mehrere Menschen für längere Zeit (etwa 15 Minuten) am selben Ort sind.

– Quarantänemaßnahmen und Barrieren Wirkung zeigen: rechtzeitig erkannt, endet die Übertragung.

– Es derzeit keine Transmissionsketten gibt, die eine Übertragung durch öffentlichen Verkehr oder Besuch eines Geschäfts belegen.

Abschließend sollte man sich einig sein, daß es eher Verschwörungstheoretikern dient, wenn sachliche Kritiker am Management der Corona-Krise mit überheblicher Geste aus der öffentlichen Debatte eliminiert, als Außenseiter oder gar als „Corona-Leugner“ diffamiert werden. Die Corona-Krise ist sicherlich kein Fehlalarm, wie in der BMI-Analyse ausgeführt, sondern eine gerade für Risikogruppen hochgefährliche Seuche.

Die Bundesregierung hat offensichtlich schon die katastrophalen Ergebnisse der länderübergreifenden Krisenmanagementübung „Lükex“, die Risiko-Analyse Bevölkerungsschutz „Pandemie durch Virus Modi-SARS“ des Bundesgesundheitsministeriums von 2013 und die vorgeschriebenen Maßnahmen des nationalen Pandemieplans mißachtet und wäre gut beraten, konstruktive Kritik ernst zu nehmen, um in dieser Krise kompetenzgesteuert und angemessen agieren zu können.

Proteste des Bündnisses Stuttgart Querdenken 711 am 7. Mai Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto
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