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Vor 65 Jahren: Deutschland wird Fußballweltmeister: „Wir sind wieder wer“

Vor 65 Jahren: Deutschland wird Fußballweltmeister: „Wir sind wieder wer“

Vor 65 Jahren: Deutschland wird Fußballweltmeister: „Wir sind wieder wer“

Wunder von Bern
Wunder von Bern
Bundestrainer Sepp Herberger (r.) und Mannschaftskapitän Fritz Walter (l.) wurden nach dem Finalsieg von begeisterten Anhängern auf den Schultern über den Platz getragen Foto: picture-alliance/ dpa
Vor 65 Jahren: Deutschland wird Fußballweltmeister
 

„Wir sind wieder wer“

Das „Wunder von Bern“ war nicht einfach nur der Gewinn einer Fußballweltmeisterschaft für die westdeutsche Nationalmannschaft. Durch den Triumph erhielt das Land neues Selbstvertrauen. Auch für die nachgeborenen Fußballanhänger ist der Sieg nach 65 Jahren noch präsent.
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Es gehört zu den herausragenden Ereignissen der deutschen Sportgeschichte: Der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft in Bern vor 65 Jahren. In der kollektiven Erinnerung der Deutschen gilt es als das „Wunder von Bern“. Der Vater des Erfolgs, Bundestrainer Sepp Herberger, und sein Mannschaftskapitän Fritz Walter sind die dazugehörigen „Helden“. Schon an diesen Begriffen läßt sich ablesen, welcher Stellenwert dem 3:2 Sieg über Ungarn zukommt.

Die Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg lag noch keine zehn Jahre zurück. Die Schrecken des nationalsozialistische Regime und des Krieges waren gerade erst verklungen. Das Land war geteilt und bestand seit 1949 aus zwei Staaten unter westalliierter und sowjetischer Kontrolle.

Als die Fußball-WM 1954 in der Schweiz anstand, reiste die deutsche Mannschaft als klarer Außenseiter zu den Eidgenossen, um sich mit den Besten der Welt zu messen. Gewissermaßen schloß sich mit dem Turnier bei den südlichen Nachbarn fußballerisch ein Kreis. Waren es doch die Schweizer, die der Mannschaft des Deutschen Fußballbundes (DFB) nach dem Krieg das erste Länderspiel ermöglichten. Mit 1:0 siegten die Deutschen 1950 in Stuttgart gegen die Spieler der Eidgenossenschaft.

Mit Regen und Stollenschuhen gelang der Sieg

Mit nur einer Niederlage in der Gruppenphase zog Deutschland schließlich in das Finale am 4. Juli gegen Ungarn in Bern ein. Ausgerechnet gegen die Magyaren hatte es zuvor im Turnier jedoch eine deutliche 3:8 Niederlage gegeben. Aber der gewiefte Taktiker Herberger hatte für dieses Spiel seine besten Männer geschont und seine Ersatzelf in das ungleiche Duell gegen die damals als unschlagbar geltenden Ungarn geschickt.

An jenem 4. Juli wurden die Karten jedoch neu gemischt. Als auch noch Regen einsetzte, kam das sogenannte Fritz-Walter-Wetter dem deutschen Spielmacher und seinen Mannschaftskameraden entgegen. Ein weiterer Trumpf war, daß der deutsche Zeugwart Adolf „Adi“ Dassler, der Gründer der Sportartikelmarke Adidas, neuartige Schraubstollen verwendete. So hatten die DFB-Spieler auf dem immer rutschiger werdenden Feld einen Vorteil gegen die technisch eigentlich überlegenen Ungarn.

Die Mannschaftskapitäne Fritz Walter (l.) und Ferenc Puskas (r.) beim Handschlag vor dem Finale Foto: picture alliance/AP Images

Auch den nachgeborenen Fußballanhängern hat sich nicht nur der Verlauf des Finales bis zum vielumjubelten Siegtreffer durch Helmut Rahn ins Gedächtnis gebrandt. Untrennbar damit verbunden ist auch die Radioreportage von Herbert Zimmermann. Er erfand während des Spiels die Begriffe „Fußballwunder“ und „Fußballgott“ für den stark spielenden Torhüter Toni Turek. Für den damals noch als blasphemisch empfundenen Begriff mußte sich Zimmermann nach dem Finale noch vor seinem Intendanten verantworten.

WM-Erfolg gilt als „eigentliche Geburtsstunde der Bundesrepublik“

Doch nicht nur die Spieler und der Reporter wurden durch das umkämpfte Spiel mitgerissen. Als die Mannschaft schließlich geehrt wurde, stimmten die deutschen Anhänger im Stadion bei der Siegerehrung die erste Strophe des Deutschlandliedes an. Was heute ein undenkbarer Vorgang wäre, drückte damals das neugewonne Selbstvertrauen aus.

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Im Nachgang bewerteten Historiker den Sieg von Bern als die „eigentliche Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland“, wie auch Joachim Fest meinte. Der sportliche Triumph stand rückblickend an der Wiege des gerade einsetzenden bundesrepublikanischen Wirtschaftswunders. Am treffendsten faßte der Ausspruch „wir sind wieder wer“ das wiederentdeckte Gefühl der eigenen Stärke und des Selbstbewußtseins zusammen.

Ähnlich wichtig war der Titelgewinn 1990

Der spätere DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, Jahrgang 1933, erinnerte sich an die damalige Stimmung. „Man hatte das Gefühl, wieder in die Völkervereinigung aufgenommen zu werden. Man hatte das Gefühl, daß man einem wieder Respekt entgegenbringt, das hat uns gut getan.“ Die Wertschätzung für die Mannschaft und ihren Trainer zeigte sich auch bei deren Rückkehr. Über 100.000 Personen empfingen den Weltmeister in München. Auch während der Fahrt durch das Land jubelten die Deutschen ihren „Helden von Bern“ zu.

Eine ähnliche Bedeutung für die fußballbegeisterten Deutschen hatte noch der Gewinn des WM-Titels am 8. Juli 1990 in Rom. Eine Woche vor dem Triumph gegen Argentinien war die Währungsreform in der DDR in Kraft getreten. Das Zusammenwachsen der beiden deutschen Staaten begleitete den Erfolg der damals noch rein westdeutschen Mannschaft.

Bundestrainer Sepp Herberger (r.) und Mannschaftskapitän Fritz Walter (l.) wurden nach dem Finalsieg von begeisterten Anhängern auf den Schultern über den Platz getragen Foto: picture-alliance/ dpa
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