ERFURT. Die CDU in Thüringen hat eine unabhängige Kommission damit beauftragt, die eigene Rolle in der DDR zu untersuchen. Historiker und ehemalige DDR-Bürgerrechtler sollen erforschen, wie die CDU gleichgeschaltet wurde und welche Verantwortung sie als Blockpartei besaß.
„Ich will, daß wir zu unabhängigen Ergebnissen kommen“, betonte Landesparteichef Mike Mohring bei der Vorstellung der Kommission am Montag, nach einem Bericht der Thüringischen Landeszeitung. Am 20. Juli 1945 hatte sich der Landesverband der CDU in Thüringen gegründet.
Der Kommission sollen unter anderem der Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Christian Dietrich, der Chef der Stiftung Ettersberg, Jörg Ganzenmüller, sowie der evangelische Theologe und einstige DDR-Oppositionelle Ehrhart Neubert angehören. Nachdem Mohring bereits einzelne Untersuchungen anregte, sollen nun systematisch Archive erschlossen und Zeitzeugen befragt werden. „Mit all den Risiken und spannenden Erzählungen soll nun das Gesamtbild entstehen“, sagte Mohring.
Eine politische Gleichschaltung gelang erst nach 1948
Anlaß für den Schritt waren Vorwürfe der Linkspartei, die CDU habe selbst ein gespaltenes Verhältnis zur Vergangenheit als Blockpartei. Er werde nicht zulassen, daß sich die Linkspartei anmaße, die Rolle der CDU historisch zu bewerten, begründete Mohring den Schritt. Der CDU-Landesverband habe sich bereits in der Präambel bei der Neugründung 1990 zu seiner historischen Verantwortung, „in diesem totalitären System“ bekannt.
Aufgabe der Kommission ist es nicht nur, Fakten zusammenzutragen, sondern auch die Motive und das Selbstverständnis der verschiedenen CDU-Funktionäre innherhalb des DDR-Systems zu beleuchten. Dies schließe auch die ehemaligen Bezirke Erfurt, Gera und Suhl ein. „Die CDU ist nicht als Blockpartei gegründet worden“, hielt Mohring gegenüber der Ostthüringer Zeitung ausdrücklich fest. Eine politische Gleichschaltung der Partei habe erst nach 1948 stattgefunden. Ein Abschlußbericht soll spätestens im Juli 2018 vorliegen. (FA)