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Grottenolms böse Nachbarschaft

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Am 19. März eröffnete Kornél Bakay die Ausstellung „Soldaten Horthys und Szálasis Pfeilkreuzler“ im Jurisics-Miklós-Burgmuseum von Güns (Köszeg). „Es ist sicherlich schwer, zur Vergangenheit zu stehen; und noch schwerer ist es, die Vergangenheit sachlich darzustellen. Es ist bemerkenswert und bedauerlich, daß nach Meinung vieler auch heute noch Mut dazu gehört, die Personen und Ereignisse der vergangenen achtzig Jahre zu präsentieren. Das dürfte nicht sein, denn der Historiker ist kein Richter, er hat nicht die Aufgabe, den Interessen der Mächtigen zu dienen. Doch diese Mächtigen der Gegenwart wollen auch die Vergangenheit beherrschen, denn wer die Vergangenheit ‚besitzt‘, dem gehört auch die Zukunft. Deshalb möchte jede Macht die Geschichtsschreibung nicht nur beeinflussen, sondern am liebsten ihre Parameter bestimmen, so zum Beispiel auch bei historischen Präsentationen“ – mit diesen Worten versuchte Bakay als Ausstellungsleiter Verständnis für das, auf deutsche Verhältnisse projiziert, ungewöhnliche Projekt zu wecken. Die Gegenstände des Museums, die aus öffentlichen und privaten Sammlungen zusammengestellt wurden, umfassen Uniformen, Fotos, Orden, Waffen, Plakate und Akten über die letzten Kriegsjahre der ungarischen Monarchie. Ein extra Raum ist den Pfeilkreuzlern und ihrem Führer Ferenc Szálasi (1897 – 1946) gewidmet. Die faschistische Pfeilkreuzler-Bewegung, die unter Reichverweser Miklós von Horthy zunächst verfolgt wurde, konnte erst mit deutscher Hilfe im Frühjahr 1944 die Macht ergreifen. Man hoffte gemeinsam mit der Wehrmacht auf den „Endsieg“, aber bekanntlich war kaum ein Jahr später Ungarn von der Roten Armee überrannt. In den letzten Kriegsmonaten wurde in wenigen Wochen in den Bergen von Güns ein „Führerbunker“ gebaut. Dort, in dem westlichsten Zipfel des Landes, plante die Regierung mit dem Staatsarchiv und den Krönungsinsignien vorübergehend unterzukommen. In der Ausstellung werden erstmals Pläne und Fotos über die Freilegung dieses Bunkers gezeigt. Ein in Güns ansässiger „Freundeskreis Szálasi-Bunker“ bekam im Sommer 2002 die Erlaubnis, den 1954 von der kommunistischen Regierung gesprengten Komplex zu erforschen. Die Sprengung habe nur einen der drei Schächte zerstört, erklärte Lajos Kaltenecker, Initiator des Freundeskreises gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. Die Gänge (insgesamt 80 Meter) seien zwar durch die vermoderten Holzbohlen eingestürzt, aber die zwei kleinen Säle seien vollständig erhalten. Die Architektin des Projekts, Éva Hegedüs-Reinhoffer, fügte hinzu, daß man die vollständige Rekonstruktion der Anlage plane, um damit auch eine zusätzliche touristische Attraktion bieten zu können. Leider bekomme man vom Staat keine Hilfe, bedauerte Kaltenecker, so daß sich die Arbeiten vermutlich noch Jahre hinziehen werden. Das Budapester „Terror-Háza-Múzeum“ (JF 31-32/02) habe zwar finanzielle Hilfen zugesagt, aber da das Institut unter der Leitung der Historikerin Mária Schmidt zur Zeit Probleme mit der sozialistisch-liberalen Regierung habe, könne man nicht auf das in Aussicht gestellte Geld zählen. Man hoffe aber, daß die Anlage zumindest unter Denkmalschutz gestellt werde, schließlich handele es sich um ein wichtiges Zeugnis der jüngeren ungarischen Geschichte. Die Frage dieser Zeitung, ob der Szálasi-Bunker nicht zu einem Wallfahrtsort „Ewiggestriger“ werden könne, verneinten die Initiatoren. Es gäbe bisher keinerlei Anzeichen für solche Aktionen, so Kaltenecker. Außerdem habe nach 1945 die kommunistische Staatssicherheit, Abteilung Grenzschutz, den Komplex benutzt. Wieso man 1954 den Bunker gesprengt habe, sei nicht ganz geklärt. Nach Aussage eines damaligen Offiziers beruhe die Entscheidung auf einer denkbar banalen Ursache: Die Grenzer hätten sich zu oft in der unüberschaubaren Anlage „verdrückt“, anstatt den „Sozialistischen Schutzwall“ zu bewachen. Für die Zukunft, so Hegedüs-Reinhoffer, plane man einen Dokumentationsband über den Bunker, ausreichend Material sei inzwischen beisammen. Sogar den Rückkauf der geplünderten Originalgegenstände, die sich hauptsächlich bei Günser Bürgern befinden dürften, hoffe man realisieren zu können. Leider konnte aufgrund knapper Mittel kein Katalog über die Ausstellung erstellt werden. Da Güns kaum zehn Kilometer von der Grenze entfernt liegt, hoffe man auch auf Besucher aus den Nachbarländern, die am Schicksal von „Horthys Soldaten und Szálasis Pfeilkreuzlern“ interessiert sind. „Horthy Miklós Katonái és Szalasi Ferenc Nyilasai“: Leitung: Kornél Bakay. Ort: Jursics Miklós Vármúzeum, H-9730 Köszeg (Güns), geöffnet Di.-So. von 10-17 Uhr, Eintritt ca. 2 Euro

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