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Enormer Stellenabbau: Wie Siemens durch die deutsche Wirtschaftsflaute kommt

Enormer Stellenabbau: Wie Siemens durch die deutsche Wirtschaftsflaute kommt

Enormer Stellenabbau: Wie Siemens durch die deutsche Wirtschaftsflaute kommt

Eine Frau, Ingenieurin, mit Siemens-Helm arbeitet in einer Fabrik von Siemens … nach dem kommenden Stellenabbau tut sie das vielleicht aber bald nicht mehr
Eine Frau, Ingenieurin, mit Siemens-Helm arbeitet in einer Fabrik von Siemens … nach dem kommenden Stellenabbau tut sie das vielleicht aber bald nicht mehr
Eine Ingenieurin arbeitet in einer Siemens-Fabrik (Symbolbild) / Foto: IMAGO / Rupert Oberhäuser
Enormer Stellenabbau
 

Wie Siemens durch die deutsche Wirtschaftsflaute kommt

Siemens kommt trotz stabiler Geschäftszahlen nicht um drastische Einschnitte herum. Weltweit sollen Arbeitsplätze wegfallen. Auch andere Technologie- und Autofirmen schwächeln.
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Eigentlich, so könnte ein Beobachter schlußfolgern, läuft das Geschäft bei Siemens passabel. Obwohl der Konzern im ersten Quartal des Jahres 2024 noch einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro erwirtschaftete, kündigte Siemens-Chef Roland Busch bereits im Herbst an, Stellenstreichungen im niedrigen bis mittleren vierstelligen Bereich für notwendig zu erachten. Mittlerweile sind in dieser Hinsicht die genauen Zahlen bekannt.

Weltweit sollen 6.000 Arbeitsplätze wegfallen – davon 2.850 allein in Deutschland. Besonders betroffen sind die kriselnde Sparte Digital Industries (DI) sowie, bis Ende September 2027, das angeschlossene Automatisierungsgeschäft.

Dabei sollen insgesamt weitere 5.600 Arbeitsplätze gestrichen werden, davon 2.600 Stellen in Deutschland. Laut Unternehmensangaben soll der gesamte Abbau hierzulande allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen.

Der Markt in China ist riskant

Die Sparte Siemens Digital Industries (DI) zählt zu den führenden Unternehmen im Bereich industrieller Automatisierung und digitale Transformation. Sie spielt eine Schlüsselrolle in der Weiterentwicklung der Fertigungs- und Prozessindustrie.

Hohe Lagerbestände bei Kunden und Händlern stellen für die Sparte jedoch ein zentrales Problem dar. Unternehmen halten sich mit Neuanschaffungen zurück, da sie über umfangreiche Bestände verfügen. Dies führt zu sinkenden Investitionen und stagnierenden Bestellungen. Eine Entwicklung, die Siemens nun stark zu spüren bekommt.

Zudem sorgt der Markt in China für Probleme. Bislang seien zwar „Siemens‘ Automatisierungslösungen technisch vielen chinesischen Wettbewerbern überlegen“, berichtete die Wirtschaftswoche am Freitag. Doch, so warnte der Chef der Unternehmensberatungsfirma Stieler, Georg Stieler, „sollte sich der Trend zur technologischen Autarkie verstärken und chinesische Unternehmen weiter staatlich bevorzugt werden, könnte Siemens ein ähnliches Schicksal ereilen wie westliche Hersteller im E-Automarkt: immer stärkere Margenverluste, Rückzug aus dem Massenmarkt, Fokus auf High-End-Kunden“.

Chinas Wirtschaftsflaute belastet Digital- und Automatisierungssparte

Die anhaltend schwache Konjunktur Chinas ist ein weiterer zentraler Faktor. Besonders die Krise im Immobiliensektor hat weitreichende Folgen für die gesamte Volkswirtschaft. Auch der private Konsum, der traditionell als Wachstumstreiber gilt, zeigt deutliche Schwächen. Ursächlich sind unter anderem das schwindende Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung sowie eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, die die Kaufkraft vieler Verbraucher stark einschränkt.

Diese wirtschaftlichen Turbulenzen haben direkte Auswirkungen auf deutsche Unternehmen. Neben Siemens ist insbesondere die Automobilbranche betroffen. Hersteller wie Volkswagen und Porsche verzeichnen deutliche Absatzrückgänge, da die chinesischen Konsumenten in wirtschaftlich unsicheren Zeiten vermehrt auf günstigere Alternativen setzen.

Chinesische Anbieter sind dadurch im Vorteil und übernehmen zunehmend die Marktanteile deutscher Unternehmen. Die Hersteller aus dem Reich der Mitte profitieren nämlich von umfangreichen staatlichen Subventionen, einer gesicherten Rohstoffversorgung und niedrigen Produktionskosten. Diese Faktoren ermöglichen es den Firmen im Lande des Drachen, Produkte erheblich günstiger anzubieten.

Elektromobilität verliert an Dynamik

Insgesamt gerät die Automobilbranche jedoch auch in Deutschland zunehmend unter Druck. Die deutschen Automobilkonzerne mußten erhebliche Umsatzrückgänge hinnehmen, und bei allen großen Herstellern zeigt sich ein rückläufiger Trend.

BMW verzeichnete weltweit einen Absatzeinbruch von vier Prozent, während Mercedes-Benz einen Rückgang von drei Prozent hinnehmen mußte. Auch Volkswagen meldete für das Jahr 2024 einen Absatzrückgang um 2,3 Prozent.

Besonders drastisch fielen die Rückgänge im Bereich der Elektrofahrzeuge aus – sowohl in Deutschland als auch auf dem bedeutenden chinesischen Markt. Im gesamten Jahr 2024 wurden in Deutschland lediglich 380.609 batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) neu zugelassen. Das ist ein Minus von 144.000 Fahrzeugen – oder über 25 Prozent – gegenüber dem Vorjahr.

Verbrenner werden weiter verkauft

Im Gegensatz dazu entwickelten sich die Verkaufszahlen von Verbrennern stabil. Die Nachfrage nach Benzinern stieg sogar leicht um 1,4 Prozent auf 991.948 Neuzulassungen, während Diesel-Pkw mit 483.261 Neuzulassungen lediglich ein moderates Minus von 0,7 Prozent verzeichneten.

Parallel dazu verläuft der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland weiterhin schleppend, insbesondere in ländlichen Regionen gibt es deutlichen Nachholbedarf. Was uns zurück zu unserem Anfangsthema zurückbringt: dem Stellenabbau bei Siemens.

Die Firma reagiert auf diese Entwicklungen mit Jobeinsparungen im Bereich Ladelösungen für Elektrofahrzeuge. Bis Ende September 2025 sollen 450 Arbeitsplätze in dieser Sparte gestrichen werden, darunter 250 in Deutschland.

Bayern könnte besonders unter Stellenabbau leiden

In einem offiziellen Statement erklärte Siemens folgendes: „Aktuell besteht im Markt ein starker Preisdruck und ein begrenztes Wachstumspotenzial für Ladesäulen im unteren Leistungsbereich. Daher fokussiert sich das Geschäft auf Marktsegmente wie die Schnell-Ladeinfrastruktur für Depot und Flotten sowie das Laden unterwegs‟.

Bayern wird es dabei mutmaßlich besonders hart treffen. Etwa 1.500 Stellen sollen nach aktuellem Stand verschwinden, berichtete der BR am Mittwoch.

Derzeit beschäftigt Siemens in Deutschland rund 86.000 Mitarbeiter. Von den Stellenstreichungen betroffene Angestellte sollen nach Möglichkeit durch Weiterbildungsprogramme und Umschulungen unterstützt werden. Zudem werde die interne Jobvermittlung eine Schlüsselrolle spielen, wie die Tagesschau berichtet. Aktuell gibt es nach Angaben des Unternehmens rund 2.000 offene Arbeitsplätze innerhalb Deutschlands, wodurch zumindest ein Teil der von den Kürzungen betroffenen Beschäftigten neue Perspektiven im Konzern erhalten könnte.

Eine Ingenieurin arbeitet in einer Siemens-Fabrik (Symbolbild) / Foto: IMAGO / Rupert Oberhäuser
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