AMSTERDAM. Mehrere niederländische Wirtschaftswissenschaftler haben an die Politik appelliert, die finanzielle Belastung durch Migranten stärker in den Blick zu nehmen. Die Haltung zahlreicher Parlamentarier ihres Landes, beim Thema Asyl keine Kostenrechnung aufzumachen, hielten sie für einen schweren Fehler, bekundeten die Ökonomen Joop Hartog, Jan van de Beek, Hans Roodenburg sowie der Migrationsforscher Gerrit Kreffer.
Anlaß für ihre Kritik ist eine gemeinsame Studie über die langfristigen finanziellen Auswirkungen von Migration. Die Wissenschaftler untersuchten dabei die Folgen über Generationen hinweg und nahmen die verschiedenen Migrationsmotive sowie die unterschiedlichen Herkunftsgebiete der Einwanderer gesondert ins Visier.
Just published: our @iza_bonn discussion paper about the research underlying our @UvA_Amsterdam report Borderless Welfare State.
„The Long-Term Fiscal Impact of Immigrants in the Netherlands, Differentiated by Motive, Source Region and Generation“https://t.co/yPCJTals5e— Dr. Jan van de Beek (@demo_demo_nl) December 30, 2024
Kulturelle Distanz führt zu hohen Kosten
Die Forscher fällen dabei ein hartes Urteil. Lediglich Arbeitsmigranten hätten einen positiven Einfluß auf den Staatshaushalt. Die Asylmigration bringe den Niederlanden hingegen keinen finanziellen Nutzen. Die Belastung entstehe nicht nur durch die hohen Ausgaben für die Einwanderer, sondern auch durch deren niedrige Beiträge zur Sozialversicherung in den Steuertopf.
Im Schnitt gebe der Staat für nichtwestliche Einwanderer etwa 115 Prozent des Geldes aus, das er für Niederländer zahle. Das seien fünf Milliarden Euro mehr, als „aufgrund der zahlenmäßigen Verhältnisse zwischen den Bevölkerungsgruppen zu erwarten wäre“, heißt es in dem Text.
Besonders brisant: Je größer die kulturelle Distanz zu den Niederlanden sei, desto schlechter werde die Bilanz. Besonders afrikanisch-islamische Migranten sorgten für hohe steuerliche Nettokosten, heißt es in der Studie. Auch Menschen, die durch den sogenannten Familiennachzug nachgerückt seien, sowie ausländische Studenten brächten finanziell gesehen selten einen Gewinn ein.
Die Kosten ziehen sich durch Generationen
Bei „westlichen Zuwanderern“ sehen die Ökonomen einen gegenteiligen Trend. „Westliche Zuwanderer trugen 2016 insgesamt 0,9 Milliarden Euro bei, nichtwestliche Zuwanderer erhielten 18,2 Milliarden Euro“, machen sie deutlich. Zu den westlichen Ländern zählen in der Studie auch Japan und Indonesien. Die fernöstlichen Länder brächten den größten Nettonutzen. Menschen aus dem Sudan, dem Irak, Afghanistan, Marokko und Syrien hätten hingegen die negativste finanzielle Bilanz.
Diese Entwicklung ziehe sich zudem durch mehrere Generationen. „Wenn die Eltern einen positiven Nettobeitrag leisten, ist die zweite Generation in der Regel mit der einheimischen niederländischen Bevölkerung vergleichbar. Wenn die Eltern einen stark negativen Nettobeitrag leisten, bleibt auch die zweite Generation in der Regel deutlich zurück“, heißt es in dem Text.
Forscher: Ergebnisse wurden unterdrückt
Mit ihrer Studie wollen die Autoren einen „Beitrag zu besser informierter politischer Entscheidungsfindung“ leisten. In den vergangenen Jahren sei „Forschung zu den Effekten von Migration, vor allem in Hinblick auf finanzielle Belange, durch politische Kreise eindeutig entmutigt“ worden.
Bereits 1988 hätte eine Studie gewarnt, daß die „Anwesenheit ethnischer Minderheiten“ Kosten von 53 Milliarden Gulden – die damalige niederländische Währung – verursachen würde. „Sie wurde nie veröffentlicht.“ Dennoch bestätigten weiter Studien in den 90ern und 2000ern diese Ergebnisse. (zit/lb)