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Wertanlage: Deswegen ist Gold über die Jahrtausende sehr wertbeständig

Wertanlage: Deswegen ist Gold über die Jahrtausende sehr wertbeständig

Wertanlage: Deswegen ist Gold über die Jahrtausende sehr wertbeständig

GERMANY, BONN - AUGUST 29: In this photo illustration a gold price chart is reflected in a gold bar on August 29, 2024 in Bonn, Germany.
GERMANY, BONN - AUGUST 29: In this photo illustration a gold price chart is reflected in a gold bar on August 29, 2024 in Bonn, Germany.
Goldbarren und Preisentwicklung: Wie sicher ist die Wertanalage? Foto: picture alliance / U. Baumgarten | Ulrich Baumgarten
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Deswegen ist Gold über die Jahrtausende sehr wertbeständig

Vermögensschutz: Der Goldpreis steigt immer weiter. Aber ist es auch ein sicherer Hafen bei Inflation, Krieg und Krisen? Eine Analyse von Dirk Meyer.
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Vorige Woche ist der Goldpreis auf 2.771 Dollar gestiegen. Die Notierung pro Feinunze (31,1 Gramm) lag damit nur noch knapp unter dem historischen Rekord-Kurs von 2.787 Dollar am 30. Oktober 2024. Marktbeobachter sahen zwei Hauptursachen: die Unsicherheit über die konkrete Handels- und Zollpolitik von Donald Trump und mögliche Zinsentscheidungen der Zentralbanken Fed und EZB. Die Nachfrage nach Gold hat aber schon vor den jüngsten US-Wahlen historische Höchstmarken erreicht. Allein im dritten Quartal 2024 waren es weltweit 1.313 Tonnen (t).

Die größten Goldkäufe entfielen auf die Schmuckherstellung (543 t), Barren und Münzen (269 t), Zentralbanken (186 t), den außerbörslichen Handel (137 t) sowie Investmentfonds (ETF; 95 t) – mit einem Rekordwert von insgesamt über 100 Milliarden Dollar. Der Goldpreis ist seit Jahresbeginn 2024 um ein Drittel (in Euro gerechnet) angestiegen. Galt in der Antike Gold als kraftvolles Symbol für Reichtum, Macht, Prestige und Reinheit, so nennen Privatanleger heute in der Regel zwei Motive: den Inflationsschutz und Gold als Versicherung sowie Krisenwährung. Doch stimmt das überhaupt?

Begrenzte Goldvorkommen und keine geldpolitische Vermehrung

Unter Ertragsgesichtspunkten hat Gold zunächst den Nachteil, daß es keine Zinsen abwirft. Anders herum: Wenn die Marktzinsen anziehen, steigen die Haltekosten in Gestalt entgangener Zinserträge. Das Edelmetall verliert gegenüber Schuldverschreibungen an Attraktivität. Seine Produktion (Förderung, Aufbereitung) verursacht darüber hinaus Kosten. Doch der Vorteil gegenüber staatlichem Kreditgeld (Dollar, Euro, Franken) und anderen verzinslichen Nominalwerten (Anleihen, Sparbriefe) besteht in dem inneren Wert als Realvermögen. Zudem benötigt Gold keinen Gegenspieler, wie bei Anleihen den verpflichteten Kreditnehmer oder bei Aktien das solvente Unternehmen bzw. die Börse, um den Wert zu realisieren.

Weil die Goldvorkommen begrenzt sind, kann es nicht durch eine geldpolitische Vermehrung inflationär entwerten. Wohl auch deshalb genießt Gold den Ruf als Inflationsschutz. Doch wie zwei US-Studien zeigen, läßt sich dies anhand historischer Daten so nicht belegen. In einer Studie von Amy Arnott, Portfolio-Strategin bei der Analysefirma Morningstar, weisen der Goldpreis und die Inflation in den vergangenen 50 Jahren keinen relevanten statistischen Zusammenhang (Korrelation) auf, so daß es hiernach keine nennenswerte Beziehung zwischen beiden Größen gibt. Die „Inflationsschutz-These“ wird hiernach nicht unterstützt. Drei Zeiträume mit hoher Inflation hat Arnott speziell untersucht. In zwei Perioden mit hoher Geldentwertung hat Gold sogar deutlich an Wert verloren.

Allein auf Gold sollte niemand setzen

Zwischen 1980 bis 1984 sank der Goldpreis jährlich im Schnitt um zehn Prozent, obwohl der jährliche Anstieg des Konsumentenpreisindex mit 6,5 Prozent hoch lag. Ähnlich die Periode von 1988 bis 1991: Während die Geldentwertung bei durchschnittlich 4,6 Prozent lag, verloren Anleger in diesem Zeitraum rund 7,6 Prozent an Wert. Das Finanzmarktportal Seeking Alpha kommt zu ähnlichen Ergebnissen. In dem hier untersuchten Zeitraum von 1978 bis 1995 lag die Inflationsrate mit 127 Prozent über dem Goldpreisanstieg von 71 Prozent. Zwischen 1980 und 2000 weist diese Studie gar einen Anstieg des Konsumentenpreisindex um etwa 120 Prozent auf, während der Goldkurs 43 Prozent niedriger notierte.

Damit käme Gold seinem Ruf als sicherer Hafen bei Geldentwertung kaum nach. Eine Mischung aus Aktien, Immobilienanlagen, Rohstoffen wie Öl und inflationsindexierten Anleihen könnte besser absichern. Je länger der Zeitraum allerdings gewählt wird, desto mehr zeigt Gold seine Wertbeständigkeit. Und dies sowohl gemessen anhand eines repräsentativen Warenkorbes von Konsumgütern wie auch gegenüber ausgewählten Referenzgütern. So wurde zur Römerzeit eine Toga im Gegenwert von einer Gold-Unze gehandelt. Dies entspricht in etwa dem „Goldpreis“ eines handgefertigten Maßanzuges von hochwertigem Material in Höhe von 2.500 Euro.

Transaktionskosten, Handels- und Besitzverbote von Gold

Auch bei Immobilien ist eine stabile Relation über einen Zeitraum von 110 Jahren gegeben. So war ein durchschnittliches Haus in den USA 1915 für 3.200 Dollar zu erstehen, was beim damaligen Goldkurs 169 Unzen entsprach. Bei einem Kurs von 2.650 Dollar je Unze (Ende November 2024) waren 158 Unzen notwendig, um den durchschnittlichen US-Hauspreis von 420.000 Dollar aufzubringen. Während der Goldbestand in diesem Zeitraum jährlich nur um 1,58 Prozent von 39.091 auf 212.582 Tonnen stieg, erhöhte sich die Geldmenge des Dollars mit einer jährlichen Steigerungsrate von 6,25 Prozent von 30 Milliarden auf 20.827 Milliarden Dollar. Entsprechend hoch war der Kaufkraftverlust des Dollars.

Demgegenüber deflationierte das Gold sogar – seine Kaufkraft stieg, wenn man den Preis für einen Liter (l) Milch als Referenz nimmt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekam man für ein Gramm des Edelmetalls 1,5 l Milch. Mit Ausnahme der Phase der Hyperinflation 1923, in der rund 7.150 l Milch erworben werden konnten, sank der Milchpreis (gemessen in Gold) eher kontinuierlich. So bekam man in den 1970er Jahren für ein Gramm Gold knapp sechs Liter Milch, in den 1990ern bereits 17 l und heute ca. 75 l. Der Grund liegt unter anderem im Anstieg der „Milchproduktivität‘“, denn die Milchleistung einer Kuh vervierfachte sich in den vergangenen hundert Jahren auf etwa 8.000 l pro Jahr.

Es gibt verschiendene Formen der Goldanlage

Wenn Gold schon keinen kurzfristigen Schutz gegen Inflation bietet und auch langfristig Wertsteigerungen – gemessen am Verbraucherpreisindex oder Wohnimmobilien – nicht zu erwarten sind, könnte das Edelmetall dann zumindest als Versicherung und Krisenwährung Sicherheit bieten? Das gilt eingeschränkt: Von den verschiedenen Formen der Goldanlage (Münzen, Barren, „Xetra Gold“-Wertpapier mit Goldauslieferungsanspruch, Gold-Sondervermögen (ETF) oder Schuldverschreibungen auf Gold (ETC) dürfte vornehmlich physisches Gold in kleiner Stückelung in Frage kommen, da es die drei Geldfunktionen gerade im Krisenfall besonders gut erfüllt – als Recheneinheit, Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel.

Allerdings sind die Transaktionskosten (Abschläge gegenüber Börsenkurs, Verwahrgebühren, Versicherung) nicht zu vernachlässigen – sie sind der Preis der Sicherheit. Doch gerade in Krisen- und Kriegszeiten wurden und werden mitunter Handels- und Besitzverbote von Gold erlassen, verknüpft mit einer Abgabepflicht an den Staat. Hintergrund sind Maßnahmen zur Stabilisierung der Währung bzw. die direkte Kriegs- und Krisenfinanzierung. So geschehen mit Regierungs- oder Besatzungsverordnungen (Deutsches Reich 1923, 1936 bis 1955; USA 1933 bis 1974; Indien 1963 bis 1990). Zuwiderhandlungen wurden mit Beschlagnahme, Geld- und Haftstrafen sanktioniert. Ist so etwas heute wirklich unvorstellbar?

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Prof. Dr. Dirk Meyer lehrt Ökonomie an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.

Aus der JF-Ausgabe 06/25. 

Goldbarren und Preisentwicklung: Wie sicher ist die Wertanalage? Foto: picture alliance / U. Baumgarten | Ulrich Baumgarten
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