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Geldpolitik: Wie hältst du es mit dem Dollar?

Geldpolitik: Wie hältst du es mit dem Dollar?

Geldpolitik: Wie hältst du es mit dem Dollar?

Das Bild zeigt einen fünf-Dollar-Schein.
Das Bild zeigt einen fünf-Dollar-Schein.
Der US-Dollar als Leitwährung: Gerüstet für die Zukunft oder Auslaufmodell? Foto: picture alliance / Russian Look | Maksim Konstantinov
Geldpolitik
 

Wie hältst du es mit dem Dollar?

Die BRICS-Staaten sagen dem US-Dollar den Kampf an. Sie wollen eine goldgedeckte Währung als Alternative. Was bedeutet das für die USA und seine westlichen Verbündeten? JF-Autor Thomas Kirchner rät von Panik ab.
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Dem Dollar als Leitwährung haben schon viele den Kampf angesagt. Nun wollen die BRICS-Staaten (Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika) bei ihrem Gipfel in Johannesburg im August einen neuen Ansatz wagen: Eine eigene goldgedeckte Währung soll demnach künftig den Handel zwischen ihnen abwickeln. Alexander Babakow, Vizevorsitzender der russischen Duma, sprach als erster im Juni darüber, Brasiliens linker Präsident Lula da Silva stimmte ihm kurz danach zu.

Unzufriedenheit mit dem Dollar hat eine lange Tradition: Daß ausgerechnet der imperialistische Klassenfeind die Leitwährung stellte, wurmte die Sowjets und blockfreie Staaten im kalten Krieg. Heute kommen zwei handfeste Gründe dazu: Zum einen haben die Rußland-Sanktionen Länder wie Indien in Panik vor Sekundärsanktionen versetzt. Fast ein Drittel der Weltwirtschaft wird vom Westen sanktioniert. Zum anderen steigt im Umfeld anhaltend hoher Inflation und steigender Staatsverschuldung das Risiko der Abwertung von in US-Staatsanleihen gehaltenen Währungsreserven, von denen in Euro-Anleihen ganz zu schweigen.

Dollar und Pfund schwanken immer wieder

Nicht zuletzt deshalb erfreut sich Gold bei Zentralbanken von Schwellenländern einer Beliebtheit, die es in den Industrienationen verloren hat. 2022 und im ersten Quartal 2023 erreichten ihre Goldkäufe neue Rekorde. An vorderster Stelle der Käufer stehen Indien und China. Kein Wunder also, daß die BRICS-Währung eine Golddeckung bekommen soll.

Das Bild ist eine Zeichnung von JF-Autor Thomas Kirchner. Er glaubt nicht, daß der Dollar als Leitwährung in Gefahr ist.
JF-Autor Thomas Kirchner: Der Dollar ist weiterhin stark Grafik: JF

Im Gegensatz dazu schrumpft der Anteil des Dollars in den Währungsreserven, was man aber nicht überschätzen soll. Das britische Pfund sank zwischen den beiden Weltkriegen zeitweise auf weniger als 20 Prozent der globalen Währungsreserven, während der Dollar fast den ganzen Rest ausmachte. Ende des Zweiten Weltkriegs sah es wieder genau umgekehrt aus: Das Pfund war 80 Prozent der Währungsreserven. Seitdem ging es aber mit dem Pfund nur abwärts, während der Dollar Anfang der 1970er Jahre bis zu 85 Prozent ausmachte, zuletzt (2020) aber auf nur noch 69 Prozent sank.

Das Zahlungssystem ist wichtiger als die Währung

Trotz der Schwankungen blieben Pfund und Dollar nach Bretton Woods Leitwährung. Ob eine BRICS-Währung wirklich im Handel eingesetzt würde, ist die große Frage. Der Privatsektor könnte schon jetzt neben Dollar auch Yen, Euro, Renminbi oder Dutzende andere Währungen verwenden, wenn er wollte – oder Bitcoin für Abenteuerlustige. Rußland konnte kürzlich Öl gegen indische Rupien und thailändische Baht verkaufen, aber nur, weil es erhebliche Preisnachlässe bot. Diese Geschäfte als Kontrollverlust des Dollars einzustufen verkennt die finanziellen Anreize. Ohne Zwang oder Subvention ist es unwahrscheinlich, daß die Währung außerhalb von Staatskonzernen oder des offiziellen Sektors eingesetzt wird.

Wichtiger als eine neue Währung ist für die BRICS-Länder ein Zahlungssystem. Seit knapp einem Jahrzehnt entwickelt Rußland mit SPFS eine Alternative zum westlichen Swift-Zahlungssystem, dessen Sanktionen Rußland und andere Staaten vor ernsthafte Probleme bei der Zahlung ihres Außenhandels stellen. SPFS ist bereits im Iran, Indien und einigen chinesischen Banken verfügbar. CIPS ist ein ähnliches, chinesisches Zahlungssystem zur Internationalisierung des Renminbi. Eine Ausweitung dieser beiden Systeme auf mehr Länder hätte eine größere praktische Bedeutung für den Zahlungsverkehr als die Schaffung einer neuen BRICS-Währung. Noch dazu, wenn die Zahlungssysteme mehrere Währungen zuließen.

JF 30+31/23

Der US-Dollar als Leitwährung: Gerüstet für die Zukunft oder Auslaufmodell? Foto: picture alliance / Russian Look | Maksim Konstantinov
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