Bereits im August reduzierte Ryanair den Betrieb am Flughafen Berlin-Brandenburg erheblich, doch nun stehen noch drastischere Einschnitte bevor: Neben dem vollständigen Rückzug von den Flughäfen Dortmund, Dresden und Leipzig wird auch das Streckennetz in Hamburg um 60 Prozent gekürzt. Ryanairs Fluglinienchef Eddie Wilson macht die hohen steuerlichen Abgaben und Gebühren in Deutschland, die seiner Meinung nach zu überhöhten Ticketpreisen beitragen, maßgeblich für die Abkehr Ryanairs verantwortlich. Schon im Sommer hatte Ryanair gewarnt, das Angebot in Deutschland drastisch einzuschränken, sollte die Regierung nicht gegen die rasant steigende Luftverkehrssteuer vorgehen.
Zudem bezeichnet er Deutschland als den „am schlechtesten erholten Luftverkehrsmarkt in Europa“, was vor allem auf die langsame Erholung des Passagieraufkommens nach der Covid-19-Pandemie zurückzuführen sei. Derzeit liegt das Niveau bei lediglich etwa 82 Prozent des Vorkrisenstandes.
Kritik kommt nicht nur von Ryanair
Auch der Flughafenverband ADV aus Berlin äußerte sich besorgt über die Entwicklungen im Luftverkehr und warnte eindringlich davor, daß Deutschland zunehmend den Anschluß verliere. Die jüngste Ankündigung von Ryanair verdeutliche, daß der Standort Deutschland schlichtweg zu teuer sei, betonte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel: „Wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig.“
Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) rechnet mit weiteren schlechten Nachrichten, insbesondere aus Hamburg. Dort plant der Flughafenbetreiber, die Gebühren im nächsten Jahr noch weiter zu erhöhen.
Eurowings-Chef Jens Bischof zeigte sich diesbezüglich alarmiert und kündigte an, daß die Lufthansa-Tochter ihre Kapazitäten in Hamburg aufgrund der geplanten Kostensteigerungen um rund 1.000 Flüge jährlich reduzieren werde. „Wir kämpfen mit rekordhohen Standortkosten“, erklärte er auf dem DRV-Reisekongreß in Berlin. Tatsächlich zählt die deutsche Luftverkehrssteuer zu den höchsten in ganz Europa. Seit Mai hat die Bundesregierung diese Steuer sogar noch einmal erneut erhöht. Abhängig von der Streckenlänge variiert die Steuer pro Fluggast derzeit zwischen 15,53 und 70,83 Euro.
Sicherheitskosten in Deutschland sind höchsten in Europa
Neben der Steuer belasten auch die vergleichsweise hohen Gebühren für Flughafennutzung und Sicherheitskontrollen die Airlines. Eine Studie des internationalen Airline-Verbandes (IATA) zeigt, daß die Kosten für Sicherheitskontrollen in Deutschland europaweit am höchsten sind.
Für das Jahr 2025 wird vom Bundesverband für deutsche Luftverkehrswirtschaft ein weiterer Anstieg prognostiziert. Die Kosten pro Passagier könnten auf bis zu 15 Euro angehoben werden. Ein besorgniserregender Anstieg von 50 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren. Aktuell liegen die Kosten pro Passagier im Durchschnitt bei etwa zehn Euro.
Darüber hinaus sind auch die Start- und Landegebühren an deutschen Flughäfen in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Es ist wichtig zu beachten, daß Ryanair eine weitgehend einheitliche Flotte betreibt, die hauptsächlich aus Flugzeugen der Boeing 737-Baureihe besteht.
Deutschland ist im Kostenwürgegriff
Die Lande- und Startgebühren für diesen Flugzeugtyp sind in Deutschland im Vergleich zu vielen anderen Ländern deutlich höher. An großen deutschen Flughäfen wie Frankfurt oder München können die Gebühren abhängig von Faktoren wie der Tageszeit und der Flughafenauslastung bis zu 5.000 Euro pro Start beziehungsweise Landung betragen. In vielen internationalen Flughäfen, insbesondere in den USA, in einigen asiatischen Ländern, aber auch in Rom, Oslo oder Brüssel liegen die Lande- beziehungsweise Startgebühren für eine Boeing 737 oft nur zwischen 1.500 bis maximal 3.000 Euro.
Doch die Frage bleibt: Warum explodieren die Kosten im deutschen Luftfahrtsektor und warum hat sich der Flugverkehr nach der Pandemie nicht erholt? Die Antwort ist offensichtlich: Der gesamte Wirtschaftsstandort Deutschland ist nicht mehr wettbewerbsfähig. Die stetig steigenden Belastungen betreffen längst nicht nur die Luftfahrt, sondern durchziehen wie ein roter Faden die gesamte deutsche Industrie.
Energiekosten schießen durch die Decke, bürokratische Hürden türmen sich auf, und die gigantischen Steuerlasten drücken die Wirtschaft zu Boden. Branchenübergreifend, von der Luftfahrt über die Automobilindustrie bis zur Chemiebranche, müssen alle Unternehmen die Folgen einer verfehlten Wirtschaftspolitik der Ampelregierung tragen.