DRESDEN. Der Verkauf hunderter beschlagnahmter Bitcoins durch das Bundeskriminalamt (BKA) und die sächsische Landesregierung hat Kritik ausgelöst. Die fraktionslose Bundestagsabgeordnete Joana Cotar forderte die Beteiligten auf, den Vorgang sofort zu stoppen. „Statt den Bitcoin als strategische Reservewährung zu halten, wie es in den USA bereits debattiert wird, verkauft unsere Regierung im großen Stil“, beklagte sie auf dem Kurznachrichtendienst X.
Statt #Bitcoin als strategische Reservewährung zu halten, wie es in den USA bereits debattiert wird, verkauft unsere Regierung im großen Stil. Ich habe @MPKretschmer, @c_lindner & @Bundeskanzler @OlafScholz darüber informiert, warum dies nicht nur nicht sinnvoll, sondern… pic.twitter.com/v9FpzmfLbp
— Joana Cotar (@JoanaCotar) July 4, 2024
Hintergrund sind Ermittlungen gegen einen Betreiber eines illegalen Streaming-Dienstes mit Raubkopien bekannter Filme im Januar. Im Zuge des Verfahrens hatte einer der Betreiber freiwillig knapp 50.000 Bitcoins an das BKA übergeben, womit Deutschland zu einem der größten Besitzer der Währung weltweit wurde. Auf Antrag der sächsischen Landesregierung verkaufte das Amt in den vergangenen Wochen hunderte Einheiten an verschiedene Händler, stellte die Analysefirma Arkham Intelligence fest. Dadurch sank der Kurs von rund 65.000 Euro pro Einheit Anfang Juni auf derzeit etwa 51.000 Euro (Stand: 8. Juli, 16 Uhr).
Kritiker fordern Bitcoin-Verbot
Die 2008 ins Leben gerufene Währung ist die kommerziell erfolgreichste Digitalwährung der Welt. Anders als traditionelle Währungen wird sie nicht von einer Zentralbank kontrolliert, sondern ermöglicht jedem den Handel oder die Schöpfung neuer Einheiten. Alle Transaktionen werden anonymisiert und verschlüsselt, weswegen ihr die Bezeichnung „Kryptowährung“ verliehen wurde. Da die Menge der Bitcoins im Voraus auf maximal 21 Millionen begrenzt wurde, sind sie nicht von Inflation betroffen. Der Wert stieg von anfangs unter 0,01 Euro je Einheit auf ein Allzeithoch von 66.769 Euro Mitte März.
In Deutschland ist der Bitcoin weder verboten noch als staatliches Zahlungsmittel anerkannt. Kritiker fordern ein Verbot und bemängeln die Nutzung durch Kriminelle, da die Nachverfolgung erschwert sei. Nach Angaben von Analysten der Firma Chainalysis beliefen sich die Zahlungen in diesem Zusammenhang im vergangenen Jahr auf mehr als 24 Milliarden US-Dollar, darunter bei Geldwäsche und Handel mit Kinderpornographie. Befürworter betonen hingegen, daß die dezentrale Natur der Währung politischen Dissidenten und Menschen, die keinen Zugang zum konventionellen Bankensystem haben, zugute komme. Ihr Erfolg veranlaßte unter anderem die Europäische Zentralbank dazu, digitale Zentralbankwährungen als Alternative zu testen. (kuk)