MÜNCHEN. Die Zahl der Unternehmer, die sich in ihrer Existenz bedroht fühlen, hat in den vergangenen Monaten zugenommen. Gaben im Januar noch 4,8 Prozent der Firmeninhaber an, eine Insolvenz zu befürchten, stieg dieser Anteil aktuell auf 6,8 Prozent, wie aus der neuesten Konjunkturumfrage des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung hervorgeht. Hauptsächlich betroffen seien Selbständige und Kleinstunternehmer mit unter zehn Mitarbeitern. Von ihnen berichtet nahezu jeder Sechste, mehr als 16 Prozent, von einer drohenden Pleite.
Insbesondere der Einzelhandel und das Baugewerbe haben mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Mehr als jeder zehnte Ladenbetreiber spricht von drohenden Problemen. „Viele Einzelhändler spüren nach wie vor die Kaufzurückhaltung der Verbraucher“, sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Ebenso spürt jede zwölfte Baufirma einen starken Druck. Vor allem der Wohnungsbau betrübt die Aussichten dieser Branche, berichtet das Institut. Grund dafür seien gestiegene Zinsen und Baukosten, die zu einem Einbruch der Zahl der Baugenehmigungen geführt hätten. Dabei komme es zeitgleich zu einer Stornierungswelle und einem Auftragsmangel.
Steigende Insolvenzzahlen weiterhin möglich
Auch andere Branchen befinden sich offenbar an der Existenzgrenze. Unter Dienstleistern fühlt sich jedes siebte Transport- und Logistikunternehmen und jedes neunte Gastronomiegeschäft in seiner Existenz bedroht. Über dem Durchschnitt befindet sich auch die energieintensive chemische Industrie. Dort könnte jeder achte Betrieb aufgrund mangelnder Liquidität aufgeben.
Wohlrabe betonte, eine größere Insolvenzwelle zeichne sich nicht ab. Das Institut gehe dennoch davon aus, daß die Zahl der Firmenpleiten weiter steigen werde. Am Mittwoch hatte das Statistische Bundesamt mitgeteilt, diese sei im Oktober um rund 22 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gewachsen. Auch die Forderungen der Gläubiger an die betroffenen Firmen stiegen auf insgesamt 1,8 Milliarden Euro. (kuk)