BERLIN. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat sich für ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen ausgesprochen. „Wir könnten Menschenleben retten und schwer Verletzte verhindern“, sagte der stellvertretende GdP-Vorsitzende Michael Mertens der Süddeutschen Zeitung.
Ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern würde seiner Ansicht nach schwere Unfälle reduzieren. „Hier zu Lande fahren einige Leute völlig legal 200 oder auch 250 km/h“, führte Mertens aus. „Um es klar zu sagen: Das ist Wahnsinn. Bei diesem Tempo kann in Streßsituationen niemand sein Auto im Griff haben.“
Stauforscher widerspricht Tempolimit-Befürwortern
Zudem verhindere ein generelles Tempolimit Staus. Eine gleichmäßige Geschwindigkeit sei die beste Möglichkeit, Straßen optimal auszulasten, behauptete Mertens. Der Stauforscher Michael Schreckenberg hatte am Donnerstag die Vorschläge für ein Tempolimit scharf kritisiert.
„Bei den wenigen ausgebauten Strecken, die wir noch haben, und der besseren Fahrzeugtechnik, halte ich ein Tempolimit für übertrieben und nicht angemessen“, sagte der Verkehrsexperte der Universität Duisburg-Essen der Nachrichtenagentur dpa. Die drei Argumente, die Tempolimit-Befürworter anführten, seien nicht stimmig.
„Ob mit Tempo 100 oder 160 vor den Baum – ich bin in beiden Fällen tot“
„Das erste ist, Staus zu vermeiden. Das ist aber Quatsch. Die Entstehung von Staus ist nicht primär davon abhängig, ob ich 120 oder 160 fahre. Das zweite Argument ist der geringere CO2-Ausstoß.“ Doch auch dies treffe nicht zu, da sich die Fahrzeugtechnik und der Kraftstoffverbraucht verbessert hätten. „Das dritte ist die Verkehrssicherheit. Aber ob ich mit Tempo 100 oder 160 vor den Baum fahre – ich bin in beiden Fällen tot.“
Laut dem ARD-Deutschlandtrend ist die Bevölkerung gespaltener Meinung, wenn es um die Einführung eines Tempolimits von 130 Kilometern pro Stunde auf allen Autobahnen geht. Rund die Hälfte (51 Prozent) spricht sich der Umfrage zufolge dafür, etwa die andere Hälfte (47 Prozent) dagegen aus. (ls)