FRANKFURT/MAIN. Die deutsche EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger hat ihren Rücktritt bekanntgegeben. Sie werde ihren Posten im Direktorium zum 31. Oktober dieses Jahres vorzeitig räumen, heißt es in einer Stellungnahme der Notenbank. Lautenschlägers Amtszeit hätte regulär in zwei Jahren geendet.
Gründe für den Rückzug nannte die Behörde nicht. EZB-Präsident Mario Draghi dankte Lautenschläger „für ihre maßgebliche Rolle beim Aufbau und der Steuerung der europaweiten Bankenaufsicht“. Das EZB-Direktorium führt die Geschäfte der Notenbank. Ihm gehören neben Draghi und seinem Stellvertreter Luis de Guindos noch vier weitere Mitglieder an.
Kritikerin der extrem lockeren Geldpolitik
Lautenschläger, die seit 2014 Direktoriums-Mitglied ist, zählt zu den Kritikern einer lockeren Geldpolitik, wie sie die EZB seit Jahren betreibt. Bei der jüngsten Sitzung zu diesem Thema hatte sich die Juristin gegen eine Wiedereinführung des milliardenschweren Anleihekaufprogramms ausgesprochen.
Sie konnte sich mit ihrer Position allerdings nicht durchsetzen. Die Zentralbank erhöhte nicht nur die sogenannten Strafzinsen für Banken, die Geld bei der EZB parken, sondern legte auch die Wertpapierkäufe neu auf. Ab 1. November sollen monatlich 20 Milliarden Euro in den Erwerb# von Anleihen fließen, berichtete die Nachrichtenagentur dpa.
Die EZB hatte ihr Anleihenkaufprogramm im Dezember 2018 beendet. Von März 2015 bis Ende 2018 steckten die Währungshüter rund 2,6 Billionen Euro in Staats- und Unternehmensanleihen. Durch die Wiederaufnahme der Maßnahmen sollen Unternehmen und Verbraucher leichter Kredite aufnehmen und damit die Wirtschaft ankurbeln können.
Auswirkungen auf deutsche Bankkunden
In der Zwischenzeit haben bereits deutsche Banken die Strafzinsen an ihre Kunden weitergegeben. Am vergangenen Freitag hat etwa die Sparkasse Rotenburg-Osterholz in Niedersachsen den Negativzins aufs Tagesgeld auf minus 0,5 Prozent erhöht, meldete Focus Online am Dienstag. Demnach gilt der Satz bei Guthaben ab einer Million Euro.
Die Sparkasse München hat 28.000 Kunden zum Jahresende ihre Prämiensparverträge gekündigt. „Die Verträge sind zum größten Teil in den 1990er-Jahren geschlossen. Die Renditen sind nicht mehr zeitgemäß“, zitierte die Süddeutsche Zeitung den Vorstandsvorsitzenden der Stadtsparkasse München, Ralf Fleischer. Als Grund nannte er den anhaltend niedrigen Leitzinssatz der EZB. (ls)