Im Online-Konfigurator des Autoherstellers Porsche erscheint deruzeit, je nach gewähltem Modell, dieser Hinweis: „Das von Ihnen ausgewählte Modell ist aufgrund einer anstehenden Modellrevision kurzzeitig nicht als frei konfigurierbarer Neuwagen erhältlich.“ Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete, wird Porsche alle Verkäufe von Neuwagen in Europa aussetzen. Wann der Verkauf wieder aufgenommen wird, ist unklar.
Der Verkaufsstopp erfolgt wenige Wochen vor dem 1. September und damit vor der Einführung der beiden neuen Abgasmeßvorschriften WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) und RDE (Real Driving Emissions). Die beiden neuen Tests arbeiten mit dem NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) und berücksichtigen vor allem auch Kriterien wie größere Räder, beheizte Sitze, Klimaanlage, Allradantrieb und reale Fahrbedingungen, die sich auf den Kraftstoffverbrauch und die Schadstoffmessung auswirken können. Aufgrund dieser neuen Vorschriften sind die Grenzwerte für viele Modelle derzeit offenbar nicht einzuhalten.
Jede Ausstattungsvariante muß separat geprüft werden
Porsche wird sicherlich nicht alleine bleiben. Je näher der 1. September rückt, desto dramatischer wird die Lage auch bei anderen deutschen Autobauern. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle verkauften Autos nach WLTP und RDE zertifiziert sein. Diese gelten auch für Benzinmotoren.
Und besonders brisant: Jede Ausstattungsvariante eines Modells muß separat geprüft und zugelassen werden. Genau dies bewog Porsche letztlich zum Verkaufsstopp über den Online-Konfigurator.
Denn der Mehraufwand für die Hersteller ist enorm. Möchte der Käufer auch nur eine zusätzliche Antenne, verändert dies die Aerodynamik des Fahrzeugs und damit den Kraftstoffverbrauch sowie die Abgasbelastung. Jedes Modell muß in jeder kaufbaren Konfiguration getestet werden. Nun müssen Porsche, Volkswagen und Co. jedoch zunächst neue Prüfstände einrichten. Viel Zeit und Geld ist dazu nötig.
Auch Autohändler vor finanziellen Problemen
Geld, das letztlich die Kunden über höhere Preise werden zahlen müssen. Während gebrauchte, voll funktionstüchtige Dieselfahrzeuge aus dem Verkehr gezogen werden und fortan auf Abstellhöfen rosten, werden ihre ehemaligen Halter dazu genötigt, erheblichen finanziellenm Mehraufwand zu betreiben, um die eigene Mobilität und in vielen Pendlerfällen auch die Berufsfähigkeit aufrecht zu erhalten – viel Geld, das die meisten Bürger vor einigen Monaten sicherlich noch nicht eingeplant hatten.
Und auch die Autohändler stehen vor finanziellen Problemen. Sie müssen Fahrzeuge rückabwickeln und damit Umsätze, die sie vor Monaten oder Jahren bereits eingebucht hatten. Ob sie dafür die nötigen Rücklagen gebildet haben, ist fraglich.