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Rede auf dem Bundeskongreß der Jungen Alternative: Eine verstörende Entgleisung

Rede auf dem Bundeskongreß der Jungen Alternative: Eine verstörende Entgleisung

Rede auf dem Bundeskongreß der Jungen Alternative: Eine verstörende Entgleisung

A. gauland
A. gauland
Der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Bundestag, Alexander Gauland, auf dem Bundeskongreß der Jungen Alternative im thüringischen Seebach Foto: picture alliance/ dpa
Rede auf dem Bundeskongreß der Jungen Alternative
 

Eine verstörende Entgleisung

Mit seinen Äußerungen zur deutschen Erinnerungskultur führt der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland seine Partei in ein geschichtspolitisches Ghetto. Seine Worte reihen sich ein in frühere Thesen des von Gauland vehement verteidigten Björn Höcke. <>Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.<>
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Für deutsche Politiker bleibt die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte heikel – aber unvermeidbar. An einer klaren geschichtspolitischen Haltung führt kein Weg vorbei. Insbesondere für einen konservativen Ansatz. Und hier ist die Haltung zum Dritten Reich und seinem verbrecherischen Charakter einer der entscheidenden Punkte.

Empörung auch bei AfD-Sympathisanten

Das zeigt auch die Rede von Alexander Gauland, die er bei der AfD-Jugendorganisation in Thüringen an diesem Wochenende gehalten hat und die eine Welle der Empörung nicht nur bei seinen politischen Gegnern, sondern auch bei Mitgliedern und Sympathisanten der AfD ausgelöst hat.

In dieser Rede – die derzeit nicht als vollständiger Mitschnitt vorliegt und bewertet werden kann – äußert er sich zur Einordnung des Dritten Reiches und erklärt:

„Wir haben eine ruhmreiche Geschichte. Und die, liebe Freunde, dauerte länger als die verdammten zwölf Jahre. Und nur wenn wir uns zu dieser Geschichte bekennen, haben wir die Kraft, die Zukunft zu gestalten. Ja, wir bekennen uns zu unserer Verantwortung für die zwölf Jahre. Aber, liebe Freunde, Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiß in über tausend Jahren deutscher Geschichte.”

Gauland reißt bereits Geleistetes wieder ein

So sehr Gauland, wie er sagt, zuvor die Bedeutung des jüdischen Lebens für Deutschland, jüdischer Politiker und Geistesgrößen, gewürdigt haben will – das Wort „Vogelschiß“ ist im Kontext der monströsen Verbrechen des Nationalsozialismus, insbesondere an den europäischen Juden, und der schicksalhaften Bedeutung, die die zwölf Jahre darüber hinaus insgesamt für unsere Nation mit Zusammenbruch, Vertreibung und jahrzehntelanger Teilung bedeuteten, eine verstörende Entgleisung.

Gauland reißt mit diesen Worten ein, was ihm beispielsweise mit seiner Rede im Bundestag zum 70. Jahrestag der Gründung Israels gelungen ist, als er sich eindrucksvoll zum Existenzrecht des jüdischen Staates bekannt und vor neuem Antisemitismus in Deutschland gewarnt hat.

Diese Rede wurde insbesondere von der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland aufmerksam registriert und konterkarierte den Vorwurf, wie kürzlich von der CDU-Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer geäußert, die AfD befördere Antisemitismus in Deutschland.

Niemand wird jetzt noch vom Bamf-Skandal reden

Mit seiner jetzigen Rede führt Gauland die AfD in ein geschichtspolitisches Ghetto. Einen Weg, den bereits der von ihm vehement verteidigte thüringische Landeschef Björn Höcke mit seiner Dresdner Rede vom Januar 2017 gewiesen hat.

Die politischen Gegner der AfD warten nur auf solche Steilvorlagen und Selbstbeschädigungen – gerade jetzt vor den anstehenden Landtagswahlen in Bayern und Hessen.

Die AfD hätte die Chance, bei der Aufklärung des Bamf-Skandals und der Asyl-Affäre um die Kanzlerin eine führende Rolle zu spielen. Bei der Einsetzung eines Untersuchungsausschusses wollte Gauland auf die anderen Parteien zugehen. Davon wird in den nächsten Tagen wohl kaum noch die Rede sein.

Der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Bundestag, Alexander Gauland, auf dem Bundeskongreß der Jungen Alternative im thüringischen Seebach Foto: picture alliance/ dpa
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