Am 20. Februar startete Venezuelas Regierung den Vorverkauf des Petro (PTR), der weltweit ersten staatlichen, auf dem Ölpreis basierenden Kryptowährung. Mit PTR sollen ausländische Investoren die Sanktionen der USA und der EU umgehen können.
82,4 Millionen Petros stehen aktuell bereit zum Tausch gegen US-Dollar, Euro und ausgewählte Kryptowährungen – nicht jedoch gegen die venezolanische Währung Bolivar. Um Petro kaufen und handeln zu können, müssen Investoren eine digitale Petro-Geldbörse herunterladen, eine von der venezolanischen Regierung entwickelte Software.
Zuvor hatte Präsident Nicolas Maduro die Ausgabe von 100 Millionen Petros im Wert von je einem Barrel Öl angeordnet. Der Präsident hofft, durch den Verkauf von PTR insgesamt etwas mehr als sechs Milliarden US-Dollar einnehmen zu können. Der katastrophale Wertverlust des Bolivar hatte die Regierung zum Anlaß genommen, nach alternativen Wegen zu suchen, um die Wirtschaft vor dem Zusammenbruch zu retten.
Jüngster Höhepunkt der Wirtschaftskrise war der Ölpreissturz im Jahr 2014. Ausländische Gläubiger hörten auf, Venezuela Kredite zu gewähren, die verschuldete Regierung entwertete die Währung, um Haushaltsdefizite abzudecken und die Inflation geriet außer Kontrolle.
Geld- und Machtmonopol in Gefahr
Folgerichtig wanden sich Venezuelas Bürger von der heimischen Währung ab und dem US-Dollar zu. Aber nicht nur ihm. Auch Bitcoin und andere Kryptowähungen erfreuten sich großer und bis heute anhaltender Beliebtheit. Während die Preise für Lebensmittel und Kleidung in die Höhe schossen, blieb Elektrizität nahezu kostenlos. Grund genug für viele, sich im Bitcoin-Mining zu engagieren, der Produktion neuer digitaler Münzen.
Es überrascht kaum, daß die sozalistische Regierung darauf so reagiert, wie es zu erwarten ist, wenn zuerst das Geld- und dann das Machtmonopol in Gefahr geraten. Nach Verhaftungen und Schauprozessen folgt mit Petro nun die Okkupation der Rebellion. Doch da der Petro an den Ölpreis gekoppelt ist, sich dem Mechanismus von Angebot und Nachfrage entzieht, ist es fraglich, ob er im technischen Sinne überhaupt als Kryptowährung bezeichnet werden kann.
Hinzu kommt, daß die Zahl der Tauschbörsen, an denen der Petro gehandelt werden darf, drastisch eingeschränkt wurde. Laut einem zehnseitigen Handbuch, als Teil einer Reihe von Veröffentlichungen im Zusammenhang mit der neu eingeführten Kryptowährung veröffentlicht wurde, können nur acht Börsen zunächst für den Betrieb auf dem Markt zugelassen werden.
Das Dokument, das am 20. Februar veröffentlicht wurde, beschreibt die Anforderungen, nach denen lokale Krypto-Tauschsysteme funktionieren müssen. Und es legt nahe, daß die Obergrenze von Anfang an durch die venezolanischen Finanzaufsicht überwacht wird.
Verzweifelter Versuch einer sozialistischen Regierung
In einem Bericht der venezolanischen Zeitung Panorama wurde Präsident Maduro zitiert: 36 der „wichtigsten Krypto-Währungs-Wechselstuben der Welt“ sollen bereits mit der Regierung in Caracas in Verhandlungen stehen, um diese Obergrenze aufzuweichen.
Nachdem die ersten Devisen-Millionen bereits in die Staatskassen geflossen sind, kündigte die Regierung auch schon die zweite Kryptowährung an. Auch der Petro Gold wird vom Staat emittiert, ist aber nicht an den Öl- sondern an den Goldpreis gebunden. Nicht nur ist ungeklärt, wie viel Gold zur Deckung in den Staatstresoren liegt, wie der Petro widerspricht auch Petro Gold der fundamentalen Philosophie von Kryptowährungen: Dezentralität und Transparenz. Zudem ist die Blockchain, die grundlegende Software, von Petro wie auch von Petro Gold ein Staatsgeheimnis.
Am Ende bleibt ein weiterer verzweifelter Versuch einer sozialistischen Regierung, neues Geld aus dem Nichts – diesmal aus Bits und Bytes – zu schaffen.