LONDON. Der Euro wird nach Ansicht britischer Wirtschaftswissenschaftler die nächsten fünf Jahre nicht überleben. Das geht aus einer Umfrage des englischen Sunday Telegraph hervor. Danach sind zwölf der 25 befragten führenden Ökonomen des Landes der Meinung, der Euro werde in seiner jetzigen Form die derzeitige Legislaturperiode nicht überstehen.
Douglas McWilliams vom Centre for Economics and Business Research hält es sogar für möglich, daß die Gemeinschaftswährung nicht einmal die nächste Woche überleben werde.
Der frühere britische Notenbanker und heutige Wirtschaftsprofessor am Dartmouth College, David Blanchflower, sagt sehr weitreichende politische Auswirkungen der Euro-Krise voraus. Die Deutschen seien nicht mehr bereit, für andere Mitgliedsstaaten zu bezahlen, und würden möglicherweise aus der Gemeinschaftswährung aussteigen. Diese Ansicht vertraten vier der Ökonomen.
Tim Congdon vom International Monetary Research schätzt zudem, daß die Euro-Zone drei oder vier Mitglieder verlieren werde, zum Beispiel, Griechenland und Portugal, eventuell aber auch Irland. Es könnte aber auch alles aufgrund der wachsenden Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich zusammenbrechen, mutmaßt Congdon.
Henkel fordert Wiedereinführung der D-Mark
Acht der befragten Wirtschaftsexperten gehen jedoch nicht davon aus, daß der Euro scheitert. Die fünf übrigen zeigten sich unentschlossen.
Unterdessen hat sich der frühere Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, für eine Zweiteilung des Euros ausgesprochen. In einem Beitrag für das Hamburger Abendblatt schlug Henkel vor, die Gemeinschaftswährung in eine D-Mark-geführte Einheit, die sich an die gültigen Stabilitätskriterien halte, und eine Franc-geführte Einheit aufzuteilen. Schon heute gebe es 13 unterschiedliche Währungen in der EU. Die Wiedereinführung der D-Mark als 14. Währung würde das Projekt Europa nicht bedrohen, so der ehemalige BDI-Chef.
„Der deutsche Bürger hatte zu keiner Zeit mehrheitlich die Einführung des Euro gutgeheißen. Daß der Euro trotzdem eingeführt wurde, galt damals als Beweis politischer Führungskraft“, schrieb Henkel in dem Beitrag. Inzwischen sei die Geschäftsgrundlage zur Einführung des Euro jedoch völlig abhanden gekommen. Es sei nicht nur gegen den Geist der Verträge von Maastricht und Lissabon verstoßen worden, sondern auch der Vertrag zwischen deutscher Politik und deutschen Bürgern sei gebrochen.
„Schon deshalb muß das Ruder herumgerissen werden“, forderte Henkel. Eine teilweise Rückabwicklung der Währungsunion in zwei unterschiedliche Währungsblöcke wäre allemal besser, „als sehenden Auges auf Grund zu laufen“. (krk)