Kriege um Öl“, „Sprit wird knapp“, „Benzinpreis auf Rekordniveau“ sind Meldungen, die jede PR-Abteilung eines Ölkonzerns herausfordern müssen. Und so erfahren wir letzte Woche vom US-Konzern Exxon, daß die weltweit wirtschaftlich nutzbaren Reserven 2005 um zwei Milliarden Tonnen auf 175 Milliarden Tonnen zugenommen haben sollen. Der Zuwachs sei damit um den Faktor 45 größer als der Anstieg des Verbrauchs. Aber ist der Zuwachs an wirtschaftlich nutzbaren Ölreserven 2005 auch größer als der weltweite Ölverbrauch insgesamt? Das wäre die entscheidende Frage. Denn andernfalls würden die zusätzlich zur Verfügung stehenden Vorräte doch nicht kompensieren können, was absolut pro Jahr verbraucht wird. Allein die USA und Deutschland verbrauchten im Jahr 2005 mit 1,07 Milliarden Tonnen Öl zusammen mehr als die Hälfte der Reserven, die für denselben Zeitrum zusätzlich wirtschaftlich nutzbar sein mögen. Also kommen schon jetzt trotz gut klingender Erfolgsmeldung weniger Reserven hinzu, als im selben Zeitraum insgesamt verbraucht werden. Wer in einer solchen Situation suggeriert, der jetzige Ölverbrauch sei kein Problem, der betreibt Kriegstreiberei. Das war der Kern der Wachstumskritik in den siebziger Jahren. So blöd ist das nicht, sondern höchst unbequem für eine auf wirtschaftliches Wachstum angelegte Weltwirtschaft. In Deutschland immerhin nahm 2005 der Ölverbrauch um drei Millionen Tonnen ab. Daran hat die geringfügig rückläufige Bevölkerungsentwicklung in Deutschland ihren Anteil, ebenso der hohe Benzinpreis und die Energieeffizienz. Der Erfolg hat viele Väter – sofern davon noch etwas übrigbleibt, sobald man das Tanken im Ausland berücksichtigt.
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