Die Nutzung der Nordsee ist hart umkämpft. Fischer und Krabbenfänger protestieren wie kürzlich in Cuxhaven mit Transparenten an ihren Kuttern gegen die Ausweitung von Naturschutzgebieten, gegen Kiesabbau in der Elbmündung sowie gegen Windparks auf See einschließlich der Verlegung dazugehöriger Stromkabel. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Agrarlobbyist Peter H. Carstensen ergriff mitten im Sommerloch sein Wort für die Fischer und gegen die Ausweitung von Naturschutzgebieten in der See. Der Naturschutzbund (Nabu) reagierte einen Tag später, am 11. August, mit einer Pressemitteilung, Naturschutzgebiete seien nötig, um die Überfischung einzugrenzen. Über solche Gebiete werde auch definiert, wo in der Nordsee Offshore-Windenergie genutzt werden könnte und wo Tabuflächen lägen. Der Umwelt zuliebe könnten also Windanlagen aufgebaut werden, wo kein Naturschutzgebiet liegt. Für 30 Prozent der deutschen Nordseefläche lägen Bauanträge vor. Für die Fischer wird es da in der Tat eng. Bleibt man bei den Windparks, stellt sich die Frage, ob statt dessen nicht auch Energie eingespart werden könnte, etwa durch eine Politik, die geringe Geburten- und Zuwanderungsraten anstrebt. Darüber spricht allerdings niemand, kein Umweltminister, kein Fischer, kein Naturschützer. Dabei ginge damit auch die Nachfrage nach Fisch zurück, was zwar schlecht für die Wirtschaftswachstumsstatistiken wäre, aber mittelfristig die Fischbestände erhalten helfen würde. Denn weniger Fischesser bedeuten mehr Fische im Meer. Der Existenzgrundlage der Fischer würde das nützen. Aber wer von den Verantwortlichen denkt schon weiter als bis zur nächsten Wahl?
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