Die Erhaltung von Ökosystemen bedeutet den Schutz von Lebensräumen vor der ungezügelten menschlichen Nutzung weiter Landstriche. Deshalb ist ein Nachfragerückgang eine Umweltentlastung. Andererseits sinkt die Sensibilität für Umweltbelange in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Denn die Wirtschaft kann dann auf die Natur keine Rücksicht mehr nehmen. Die Umweltgesetzgebung gerät ins Stocken. Und noch weniger Verbraucher sind bereit, einen ethischen Preis für Milch oder Gemüse zu zahlen. Sie sind es, die alles haben wollen: Tierschutz, Umweltschutz, Billigpreise, Fernurlaub, Luxuswagen, die neuesten Modeartikel etc. Man kann aber nicht alles zugleich haben. Das muß jedes Kind lernen. Aber man lernt offenbar ein Leben lang, manchmal vergebens. „Wird die Vernunft die Menschen abhalten können, ihre eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören? Da besteht wohl wenig Hoffnung.“ So urteilt Herbert Gruhl in seinem 1975 erschienenen Erfolgsbuch „Ein Planet wird geplündert“. Denn: „Die höchst realen Interessen der heute bestimmenden Generation stehen im krassen Gegensatz zu den Bedürfnissen der Ungeborenen.“ Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Plünderung geht weiter, von den Meeresfischbeständen über die Regenwälder bis hin zu den Erdölvorkommen. Damit gibt der 10. Todestag von Herbert Gruhl am 26. Juni zu der Einsicht Anlaß, daß das Ökologiethema zwar keine große Konjunktur mehr haben mag, sich aber die ökologischen Probleme für die mittlerweile Geborenen um so mehr verschärfen. Diese Generation wird fragen, wieso es so weit kommen mußte. Antwort: Wir wußten alles, wollten aber nicht weniger, sondern mehr, und wurden weltweit immer mehr.
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