Anzeige
Anzeige
ESN-Fraktion, Europa der souveränen Nationen

Es war der Beginn eines rasanten Abenteuers

Es war der Beginn eines rasanten Abenteuers

Es war der Beginn eines rasanten Abenteuers

 

Es war der Beginn eines rasanten Abenteuers

Anzeige

Weihnachts-Abo, Weihnachtsbaum, Zeitungen

Herr Stein, was verbinden Sie mit dem 21. Januar 1994? Stein: Es war der Beginn eines rasanten Abenteuers. An diesem Tag erschien die JF das erste Mal als Wochenzeitung. Zuvor waren wir ja nur als Monats- bzw. Zweimonatszeitung erschienen. Heute geht man am Hohenzollerndamm durch ein organisiertes Büro, es arbeiten 23 Mitarbeiter in Redaktion und Verwaltung. Es ist eine ruhige, professionelle Atmosphäre. Wie war das damals? Stein: Ich saß mit einem einzigen Kollegen, Martin Schmidt, zwischen Zeitungsstapeln und Umzugskisten. Wir waren zwei Redakteure! Im Februar kamen noch zwei weitere dazu: Thorsten Hinz und Andrzej Madela. Es gab keine Layouter. Es gab keine Sekretärin. Wir haben die Zeitung selbst layoutet. Die Texte kamen per Fax auf Thermopapier und wir haben sie mit zwei Fingern abgetippt. Heute kommt ja fast alles elektronisch per E-Post. Gerade das erste Jahr als Wochenzeitung bot Ihnen die schwersten Herausforderungen. Stein: 1994 hatten wir mit den schwersten Angriffen zu kämpfen. Die Pressekonferenz zum Wochenzeitungsstart mußte mehrfach verlegt werden und wurde schließlich durch gewaltbereite Linksextremisten völlig verhindert. Es ging also schon mit Getöse los. Und unter diesem Zeichen ging es weiter. Im Sommer kündigte unsere damalige Druckerei in Gießen unter dem Druck des linken Betriebsrates den Vertrag. Auf die neue Druckerei in Weimar wurden zwei Überfälle verübt. Der zweite im Dezember 1994 war ein Brandanschlag, der über eine halbe Million Euro Sachschaden verursachte. Fast zehn Jahre mußten Sie sich dann juristisch gegen die Diskriminierung durch den NRW-Verfassungsschutz zur Wehr setzen, der die JF des Rechtsextremismus verdächtigte und in seinen Jahresberichten erwähnte. Gab es nicht Momente, in denen Sie alles hinwerfen wollten? Stein: Daß der Staat eine Zeitung im Moment terroristischer Angriffe nicht ausreichend schützt, sondern diese linksradikalen Angriffe dadurch legitimiert, indem er das Opfer einem solchen Verdacht aussetzt, war empörend. Mich hat bei meinem Tun immer ein starker Gerechtigkeitssinn angetrieben. Jetzt erst recht, sagte ich mir. Ich wollte niemals aufgeben. 2005 siegten Sie in dritter Instanz vor dem Bundesverfassungsgericht. Was bedeutete dieser juristische Sieg gegen den NRW-Verfassungsschutz für die JF? Stein: Es war eine Rehabilitation und eine Genugtuung für jahrelange aufreibende Arbeit. Es war auch eine Bestätigung für meine grundsätzliche Haltung, mich nicht in der Ecke einzurichten, in die manche einen zu drängen versuchen. Es gibt ja im öffentlichen Raum generell eine Tendenz, einen konservativen, rechten politischen Standpunkt in der Demokratie unmöglich zu machen. In den Medien ist selbstverständlich von einer „Linken“ und einer „Mitte“ die Rede – doch wo bleibt in unserer Demokratie das „Rechte“, das Konservative? Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, daß man jemanden nur lange genug als Rechtsradikalen beschimpfen muß, daß er diese Rolle schließlich auch annimmt und sich von Staat und Gesellschaft abwendet und sich in ein Ghetto begibt. Trotz des Gegenwindes ist die JF stetig gewachsen. Wie ist dies zu erklären? Woher kam die Unterstützung für die JF? Stein: Ich hatte mir den Aufbau der Wochenzeitung ursprünglich sehr viel leichter vorgestellt. In aller Selbstverständlichkeit ging ich von den Grundvoraussetzungen unserer Verfassungsordnung aus, die Meinungs- und Pressefreiheit sowie Gewerbefreiheit garantiert. Daß es das selbstverständlichste ist, eine unabhängige Zeitung zu gründen, die eine eigene Position im Meinungsstreit formuliert. Sicher hatte ich schon vor dem Wochenzeitungsstart mit der JF die Erfahrung gemacht, daß linke Medien im Meinungsstreit vergleichsweise offene Türen einrennen, während Konservative auf Widerstand treffen. Das reizte mich ja auch. Doch ich rechnete auch mit vernünftiger Fairneß und einer Mindestbereitschaft, andere Meinungen auch gewähren zu lassen. Vom Haß und der Brutalität, mit der uns nicht nur terroristische Gewalttäter in der Anfangszeit begegneten, sondern auch der Unfairneß und Unsolidarität, mit der viele Journalisten auf uns und die Vorgänge reagierten, war ich dann doch überrascht. Wir haben eine gute Verfassung, die Verfassungswirklichkeit ist das Problem! Woher kam nun die Unterstützung für die Zeitung? Stein: Es zeigte sich bald, daß die Angriffe die meisten unserer Leser nur um so solidarischer an uns banden. Einst dachten wir, es gelänge uns, von einer Handvoll Unternehmer die von uns als Startkapital kalkulierten 2 Millionen DM zusammenzubekommen. Im Januar, als die Kommanditgesellschaft JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. gegründet wurde, waren gerade knapp über 200.000 DM zusammengekommen. Wir starteten praktisch mit leerer Kasse. Nur mit radikaler Selbstausbeutung, Autoren, die monatelang geduldig auf Honorarzahlungen warteten und oft auf sie verzichteten, gelang es, die Anfangszeit zu überbrücken. Doch über die Jahre wuchs ein Kreis von Freunden und Förderern heran, die kontinuierlich in den Ausbau der Zeitung investierten. Über 300 Gesellschafter mit einem Haftungskapital von über 2 Millionen Euro hat die Kommanditgesellschaft heute, ein 1996 initiierter Kreis „Freunde der JF“, zu dem derzeit über 5.000 aktive Förderer zählen, trug bis Ende 2008 zusätzlich rund 4,5 Millionen Euro Spenden für die JF bei. Ohne diese großartige Hilfe wäre der zurückliegende Ausbau der Zeitung nicht denkbar gewesen.  Seit 2004 verleiht die JF auch einen Journalistenpreis. Wie kam das? Stein: Auch das hängt mit unseren eigenen Erfahrungen zusammen. Warum dominieren auf dem Medienmarkt Zeitungen und Zeitschriften, die sich „im Zweifel links“ einordnen? Warum verstehen sich Journalisten gerne als besonders „kritisch“, aber ordnet sich bei Umfragen eine erdrückende Zahl von über 80 Prozent als „links“, also als Anhänger von Grünen, Linkspartei oder SPD ein? Warum prämieren Dutzende von jährlich verliehenen Journalistenpreisen in diesem Sinne vor allem Journalisten, die in diesem Mainstream mitschwimmen und gerade nicht anecken? Also war irgendwann die Idee geboren, einen eigenen, mit 5.000 Euro dotierten Journalistenpreis auszuloben. Gemeinsam mit dem inzwischen verstorbenen JF-Kolumnisten Fritz Schenk gelang es mir, Ingeborg Löwenthal dafür zu gewinnen, den Preis nach ihrem 2002 verstorbenen Mann und legendären ZDF-Fernsehmoderator Gerhard Löwenthal zu benennen. Auch dieser Preis finanziert sich über Spenden, wurde im Dezember zum fünften Mal verliehen und inzwischen institutionell über die gemeinnützige Förderstiftung Konservative Bildung und Kultur gestiftet. Herr Stein, die Barometer der Wirtschaft stehen auf Sturm. Zeitungsverlage gehörten zu den ersten Branchen, die von der Finanzkrise im letzten Herbst getroffen wurden. Die kriselnden Banken haben ihre Werbeetats genauso rasch zusammengestrichen wie die unter Absatzeinbruch leidende Autoindustrie. Ist die JF auch von der Krise betroffen? Stein: Glücklicherweise spüren wir nicht viel. Wir können keine Bank- oder Automobilanzeigen verlieren, weil wir nie welche erhalten haben. Darüber hinaus machte bei der JF im Jahr 2008 der Anzeigenumsatz nur 2,6 Prozent des Gesamtumsatzes aus, gegenüber Abonnement- und Kioskverkauf mit 73 Prozent. Unser Blick ist also vorrangig auf den Leser unserer Zeitung gerichtet. Das ist wohl auch unsere Stärke. Andere Zeitungen glauben gelegentlich, Leser einfach austauschen oder ignorieren zu können. Die Zahl der Leser ist jedenfalls jedes Jahr kontinuierlich gestiegen. Leser, die selbst von den Folgen der Wirtschaftskrise betroffen sind, werden auch den Kauf von Zeitungen einschränken müssen. Stein: Richtig – deshalb mache ich mir auch Sorgen, ob wir hier mit einer gewissen Verzögerung getroffen werden könnten. Schon unsere letzte Abonnementkampagne im September lief in den beginnenden Abschwung hinein und wir konnten eine größere Zurückhaltung spüren – trotzdem war die Kampagne ein Erfolg.  Auch ohne Finanzkrise sehen sich traditionelle Zeitungstitel in den letzten Jahren unter ohnehin verstärktem Druck durch die rasante Entwicklung des Internets. Welche Bedeutung hat dies für die JF? Stein: Das Internet hat die Zeitungshäuser tatsächlich unter massiven Druck gesetzt. Die Fusionen und Verkäufe im Zeitungsmarkt werden sich noch beschleunigen. Aber im Internet stecken auch große Chancen: Gerade kleine Informationsportale und sogenannte „Blogs“, also Internet-Tagebücher von freien Publizisten machen Furore und sind unter den Nutzern sehr beliebt. Wer hier schläft, wird gnadenlos abgehängt. Bornierte Redaktionen werden hier zum Teil von den schnelleren und flexibleren „Bloggern“ regelrecht vor sich hergetrieben. Im Internet bilden sich neue Netzwerke, überlebt nur derjenige, der wirklich originelle, besondere Informationen publiziert und nicht den Einheitsbrei wiedergibt. Zudem suchen die modernen Leser im Netz Interaktion und Möglichkeiten der Mitwirkung. Wer den Leser nicht einbezieht, verliert. Wie reagiert die JF darauf? Machen „politisch unkorrekte“ Internet-Blogs die JF nicht sogar sukzessive überflüssig? Stein: Der Entwicklung hat die JF schon sehr früh Rechnung getragen. Die erste JF-Internetseite ging am 9. November 1996 an den Start – noch vor vielen anderen großen Zeitungsseiten. Einen großen Schritt gingen wir am 15. November 2007, als wir mit unserer Seite den Schritt quasi zur Tageszeitung beschritten: Werktäglich werden wenigstens drei aktuelle Nachrichten veröffentlicht, bei denen Leser interaktiv Kommentare abgeben können. Wir wollen das größte konservative Nachrichtenportal in Deutschland werden. Mit welchen Entwicklungsschritten ist zu rechnen? Stein: Mitte März 2009 wird die Internetseite erneut modernisiert, die Zahl der tagesaktuellen Beiträge noch einmal erhöht. Auch sollen die Beiträge durch Bildgalerien und Videosequenzen ergänzt werden. Unsere Redakteure werden zu Einsätzen nicht nur Kameras, sondern auch Videogeräte mitnehmen, um für die Online-Redaktion Material zu sammeln. Welche Erfolge brachte die neue Internetseite? Stein: Die Zugriffszahlen sind in den letzten anderthalb Jahren rasant gestiegen. Aktuell messen wir bis zu 1,5 Millionen Seitenabrufe pro Monat. Tendenz steigend. Durch die Präsenz unserer Nachrichten bei „Google News“ erreichen unsere Meldungen zusätzliche Verbreitung. Die Affäre um die Mitgliedschaft der Juso-Chefin Franziska Drohsel in der linksextremen „Roten Hilfe“ wurde erst durch eine JF-Online-Meldung richtig publik, ebenso wie der Skandal um die „Fahnenpinkler“-Affäre bei der Grünen Jugend während der Fußball-EM 2008, die ebenfalls durch unsere Internetseite in Umlauf kam und von anderen Zeitungen aufgegriffen wurde. Eine moderne, interaktive Internetseite zieht weitere Informationen und Informanten an, sie ist quasi „Trüffelschwein“ für die Druckfassung der Zeitung. Themen können im Netz getestet werden und für die Druckausgabe ausgebaut werden. Es ergeben sich tatsächlich Synergien. Und verpulvert man da nicht nur Geld – gewinnen Sie auch zahlende Leser? Stein: Sicher sind die Meldungen im Netz frei zu lesen. Wer die ganze JF jeweils donnerstags aktuell lesen will, der muß sie auch durch ein bezahltes Abonnement buchen. Das Internet macht aber erst viele potentielle Leser neugierig auf mehr. Manche stöbern erst wochenlang auf der Internetseite herum, bis sie schließlich die dort angebotenen Bezugsmöglichkeiten wahrnehmen. Wir gewinnen einen wachsenden Teil der Neuabonnenten über die Netzpräsenz. Und was wird generell aus der gedruckten Zeitung? Wird sie die nächsten 15 Jahre überleben? Stein: Diese Frage stellen sich alle Zeitungsverleger. Tatsächlich ist für die nachwachsenden Generationen schon heute das Internet das primäre Informationsmedium. Mir ist dies deutlich geworden, als ich neulich einen Leser der ersten Stunde traf und er mir erzählte, wie damals die JF unter konservativen Schülern und Studenten als Geheimtip von Hand zu Hand weitergegeben wurde. Das passiert zwar auch heute noch. Aber: Heute schickt man sich „Geheimtips“ als Link-Tip per E-Post oder SMS weiter. Wenn eine Affäre anrollt, so findet sie als erstes im Internet statt. Doch die traditionelle, gute Zeitung stirbt nicht: Erstens ist das Lesen einer gutgemachten Zeitung ein sinnlich-ästhetisches Vergnügen. Zudem zieht man sich an bestimmte Orte nicht mit einem Laptop zurück, um zu schmökern. An einem Rechner zu lesen ist auf Dauer immer noch primär Arbeit und keine Erholung. Doch selbst wenn das Medium in Zukunft immer stärker vom Papier zum Bildschirm wechselt: Als Leser werden wir immer auf qualitätvolle Redaktionen angewiesen sein, die aus dem Nachrichten-Tsunami, der uns täglich überrollt, aus diesem unendlichen Wust an Halb- und Desinformation das Wichtige und Wesentliche herausfiltern. Die Kompetenz der JF ist nicht das Bedrucken von Papier, sondern das Verbreiten nonkonformer, kritischer Informationen und Analysen für mündige Leser. Die Akzeptanz der JF ist in den letzten Jahren parallel zur Auflage gewachsen. Hat die JF Konturen verloren? Mancher Alt-Leser trauert dem Spontihaften der Frühzeit nach. Stein: Man darf nicht vergessen: Als die JF damals von Freiburg nach Berlin bzw. Potsdam umzog, da bestand die Redaktion überwiegend aus Noch-Studenten oder solchen, die gerade ihr Studium beendet haben. Fünfzehn Jahre später ist der Kern der Mannschaft mit der Zeitung gereift. Professionalisierung und mehr Gelassenheit sind hinzugekommen. Die Grundunruhe über die krisenhafte Entwicklung Deutschlands und die Empörung über die geistige Verfassung unserer Eliten ist geblieben. Die JF hat die vergangenen 15 Jahre die politische Klasse mit scharfer Kritik begleitet, sie wird dies auch weiterhin tun. Auf welches Ziel steuert die JF in den nächsten 15 Jahren zu? Stein: Der konservative politische Faktor soll in der Öffentlichkeit unüberhörbar werden. Unser Ziel ist es, die Nummer zwei unter den politisch-kulturellen Wochenzeitungen zu werden. Noch liegt der Rheinische Merkur, der seine konservative Substanz dem Zeitgeist geopfert hat, vor uns. Wir werden ihn ablösen. Um weiter zu wachsen, müssen wir weiter kräftig investieren: vor allem in Abonnementkampagnen. Deshalb brauchen wir dringend neue Kommanditisten und Förderer! Fotos: Redaktionsraum, Potsdam 1994: Dieter Stein gründete 1986 bei Freiburg im Breisgau die JUNGE FREIHEIT. 1993 zog das Blatt in die Hauptstadt und startete am 21. Januar 1994 als Wochenzeitung:  „Der Beginn eines Abenteuers“, so Stein im Rückblick; Dieter Stein während einer Redaktionssitzung: „Wer den Leser nicht einbezieht, verliert. … Wir wollen das größte konservative Nachrichtenportal im Internet werden.“; Peter Scholl-Latour erhielt am 7. Dezember 2008 den Gerhard-Löwenthal-Ehrenpreis für Publizistik für sein Lebenswerk. Auf dem Bild gratuliert Ingeborg Löwenthal dem Preisträger.

Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag

ähnliche Themen
aktuelles