BERLIN. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat es abgelehnt, die Standards bei den Einstellungstests zu senken. Denn immer weniger Bewerber schaffen es in den Dienst, weil sie vor allem an Mindestanforderungen zur deutschen Sprache scheitern.
Allein in Hamburg waren im vergangenen Jahr 65 Prozent durch ein simples Lückendiktat gefallen. In anderen Bundesländern sieht es kaum besser aus. Der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke faßt zusammen, nicht sportliche, sondern „sprachliche Anforderungen führen am häufigsten zum Scheitern im Auswahlverfahren“.
Verantwortlich seien seiner Meinung nach „Defizite des Bildungssystems“, wie er der Bild-Zeitung sagte. Das sei ein ernsthaftes Problem, weil die Behörden nicht über die Kapazitäten verfügten, um Polizeianwärtern grundlegende Deutschkenntnisse nachträglich beizubringen.
„Leistungsfähigkeit der Polizei in Gefahr“
Kopelke forderte, die Einstellungsstandards nicht zu senken. Sonst sei die Ausbildungsqualität und letztlich die Leistungsfähigkeit der Polizei in Gefahr: Zu einem „unverzichtbaren Grundbestand an Fähigkeiten“, der nicht zur Disposition stehen dürfe, gehörten „vor allem solide Deutschkenntnisse – denn Deutsch ist Amtssprache und das zentrale Werkzeug im polizeilichen und verwaltungstechnischen Alltag“.
Hamburg hatte auf die hohe Durchfallquote mit der Abschaffung des Lückendiktats reagiert. Auch in Schleswig-Holstein stieg die Quote der beim Diktat gescheiterten Anwärter für den Mittleren Dienst von 21,6 Prozent (2022) auf 67,5 Prozent im vergangenen Jahr.
In Sachsen-Anhalt wurde das Lückendiktat bereits 2021 abgeschafft und durch einen „computergestützten Deutschtest“ ersetzt. Ohne das Diktat sank die Durchfallerquote um rund 80 Prozent. (fh)