HAGEN. Der Staatsschutz in Hagen hat Ermittlungen aufgenommen, nachdem in der Nacht zu Sonnabend in der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde zahlreiche Deutschlandflaggen gehißt worden waren. An Masten, Wegen und am Funkturm hingen plötzlich schwarz-rot-goldene Fahnen. Die Zahl lag laut Polizei bei über 40. Unterhalb des Funkturms befand sich ein Schild mit der Aufschrift „Nationalstolz ist kein Verbrechen“.
Die Polizei sieht einen möglichen politischen Hintergrund und übergab den Fall daher an den Staatsschutz. Für das Anbringen am Funkturm sei ein Übersteigen des Zauns nötig gewesen, was als Hausfriedensbruch gewertet werden könne. Zeugen, die verdächtige Personen oder Fahrzeuge beobachtet haben, sollen sich melden.
Bürgermeisterin warnt vor rechtem Hintergrund
Bürgermeisterin Birgit Tupat (parteilos) sagte, Fahnen auf Privatgrund seien unproblematisch, die Aktion an öffentlichen Einrichtungen jedoch nicht. „Und wenn es einen rechten Hintergrund hat, dann geht das gar nicht“, kritisierte Tupat laut dem Portal come-on.de. Die Gemeinde stellte Strafanzeige, der Bauhof entfernte die Fahnen nach und nach.
Wie das Medium LokalDirekt berichtet, spreche vieles für einen Bezug zu einer in sozialen Medien kursierenden „Aktion Flagge hissen“. Dort wird unter Hashtags wie #Hissdieflagge zu ähnlichen Aktionen aufgerufen, ein entsprechendes Profil verlinkt einen Onlineshop. Eine offizielle Bekennung zur Aktion gibt es bislang nicht.
In sozialen Netzwerken stieß die Aktion auf geteilte Reaktionen. Kommentatoren verwiesen unter anderem auf die demokratische Tradition der Farben Schwarz-Rot-Gold. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte jüngst davor gewarnt, das Symbol rechtsextremen Gruppen zu überlassen.
Staatsschutz sucht nach weiteren Spuren
Mehrere Fahnen waren schwer erreichbar, teils mußten sie mit Leitern entfernt werden. Die Verwaltung erfaßte Standorte und koordinierte die Entfernung. Ob neben den Fahnen Aufkleber oder weitere Spuren auftauchten, prüft die Polizei.
Die Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde mit rund 6.000 Einwohnern gehört zum Märkischen Kreis. Bei der Bundestagswahl gewann dort CDU-Politiker Paul Ziemiak das Direktmandat. Die AfD wurde mit 21,3 Prozent die zweitstärkste Kraft nach der CDU. (sv)