MAGDEBURG. Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, hat angekündigt, mit AfD-Wählern verstärkt ins Gespräch kommen zu wollen. „Ich rede auch mit jemandem, der ein gefestigtes rechtsextremes Weltbild hat“, betonte er gegenüber der evangelischen Monatszeitschrift Chrismon. Zwar gebe es einen harten Anhängerkern, der die Partei deshalb wähle, weil diese „in Teilen rechtsextrem“ sei. „Vielleicht sind das niedrige zweistellige Prozente, aber sicher nicht die fast 40 Prozent, die sie nun gewählt haben.“
Zudem kritisierte er Nazi-Vergleiche beim Umgang mit der AfD und deren Wählern. „Die große ‘Nazikeule’ führt zu nichts und wird von der AfD eher zu ihren Gunsten genutzt“, sagte er Chrismon. Die Wähler seien „sowieso“ dagegen immun. Daß so viele die Partei wählten, habe mit realen Problemen und Ängsten zu tun, etwa mit dem Ukrainekrieg und der Aufrüstung. Kramer ist auch Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der die EKM angehört.
Kramer machte der AfD schwere Vorwürfe
Noch im Oktober vergangenen Jahres hatte er der AfD vorgeworfen, sie würde die „Totschläger der neunziger Jahre“ beschäftigen. „Die sitzen jetzt in den Büros, die kann man im Ernstfall auch mal wieder losschicken.“ Damit spielte er auf rechtsextreme Gewalttaten der 90er Jahre in den neuen Bundesländern an. Auch warnte er davor, AfD-Politiker inhaltlich konfrontieren zu wollen. „Die Idee, die fachlich zu stellen, kann auch schiefgehen.“ Auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT, welche Beweise er für diese Tatsachenbehauptung habe, reagierte Kramer nicht.
Kramers Landeskirche umfaßt vor allem weite Teile Thüringens und Sachsen-Anhalts. In beiden Bundesländern wurde die AfD bei der vergangenen Bundestagswahl die mit Abstand stärkste Kraft. In Thüringen erreichte sie 38,6 Prozent der Zweitstimmen, in Sachsen-Anhalt kam sie auf 37,1 Prozent. Mit Ausnahme des Wahlkreises Erfurt-Weimar-Weimarer Land II gewann sie dort sämtliche Wahlkreise. (kuk)