HERZOGENAURACH. Nach seinem Ausraster im spanischen Pokalfinale hat Bundestrainer Julian Nagelsmann dem Vize-Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, Antonio Rüdiger, eine klare Ansage erteilt. Ab sofort gelten für den Abwehrspieler Disziplin und Beherrschung, erklärte Nagelsmann im Quartier der Nationalmannschaft in Herzogenaurach. „Er befindet sich in einer Chancenphase“, so der Bundestrainer.
Rüdiger hatte beim 2:3 n. V. von Real Madrid gegen den FC Barcelona von der Ersatzbank aus einen Tape-Verband in Richtung Schiedsrichter geworfen und wurde daraufhin des Feldes verwiesen. Zudem beleidigte er den Unparteiischen hörbar, ehe Mitspieler und Offizielle ihn zurückhalten konnten. Die Folge: eine Sperre von sechs Spielen.
Rüdiger will ein „Krieger“ sein
„Er weiß, daß es falsch war“, sagte Nagelsmann. „Irgendwann müssen wir die Entschuldigung auch akzeptieren. Für mich ist das Thema erledigt. Ich freue mich auf besseres Verhalten in Zukunft.“ Rüdiger fehlt dem DFB-Team nach einer Knieoperation, das sich derzeit auf das Nations-League-Halbfinale gegen Portugal vorbereitet.
Vor einer Woche scheiterte Real Madrid mit dem Einspruch gegen die Sperre beim Berufungskomitee des spanischen Verbandes. Zahlreiche Experten hatten eine harte Strafe gefordert. Der DFB verzichtete jedoch auf eigene Sanktionen, mahnte aber im persönlichen Gespräch mit Nagelsmann und Sportdirektor Rudi Völler den Nationalspieler mit väterlicher Strenge. Völler hatte gesagt: „So nicht! Das geht nicht, schon gar nicht als deutscher Nationalspieler.“ Rüdiger selbst betont stets, er wolle als „emotionaler Leader“ und „Krieger“ auf und neben dem Platz führen.
Der Moslem Rüdiger und sein Zeigfinger
Für besonders große Aufregung sorgte der Verteidiger vor der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland im vergangenen Jahr. Da hatte der Star von Real Madrid mit erhobenem rechtem Zeigefinger, den auch Islamisten weltweit nach Terroranschlägen als Geste benutzen, auf einem offiziellen Uefa-Foto posiert – im deutschen Nationaltrikot. Ohne daß sich der Spieler dagegen wehrte, verwendete die radikale „Generation Islam“ das Bild auf X mit den Worten „Allahu akbar“. Die JF hatte bereits damals in einem Kommentar gefordert: „Werft Antonio Rüdiger aus der Nationalelf!“

Zu Beginn des Ramadan hatte er sich im islamischen Gewand auf einem Gebetsteppich fotografieren lassen und ebenfalls den Zeigefinger zum umstrittenen Muslim-Gruß erhoben, den Terroristenführer Osama bin Laden nach den Anschlägen vom 11. September weltweit bekannt gemacht hatte. (rr)