MÜNCHEN. Mindestens ein Mitglied des CSU-Präsidiums hat sich dafür ausgesprochen, daß Parteichef Markus Söder die bayerische Landespolitik verläßt. „Für die CSU wäre es gut, wenn Söder nach Berlin gehen würde“, sagte das anonyme Mitglied der Augsburger Allgemeinen.
Hinter dem Wunsch steckt offenbar die Kritik, daß der Christsoziale allzu sehr die Bundespolitik beackere. „Ein neuer Ministerpräsident könnte der Landespolitik neues Gewicht geben“, führte das Präsidiumsmitglied demnach aus. „Aktuell ist man nur noch Anhängsel der Bundespolitik.“
Um wen es sich bei dem Kritiker handelt, sagt die Zeitung nicht. Dem Parteipräsidium gehören insgesamt 20 Personen an, der Parteichef eingeschlossen. Das Präsidium ist die engere Parteiführung. Laut der Augsburger Allgemeinen belegt die Kritik „die wachsende Unruhe mit Blick auf die Berliner Verhandlungen mit der SPD und dem daraus resultierenden, drohenden Profilverlust“.
Seehofer warf Söder Erfolglosigkeit vor
Anfang des Monats hatte Söders parteiinterner Intimfeind Horst Seehofer der Union in der Bild bereits einen Wortbruch vorgeworfen. Seehofer bezog sich damit auf die von der CSU mitgetragene Grundgesetzänderung zur Neuverschuldung. Das sei „das Gegenteil dessen, was wir vor der Wahl gesagt haben“. Söder selbst attestierte er eine erfolglose Zeit im Parteivorsitz. Der CSU-Chef verwies indes darauf, daß der Parteivorstand die Aufnahme von Koalitionsgesprächen mit der SPD einstimmig beschlossen habe.
Söder hatte vor der Wahl wiederholt ausgeschlossen, Minister in einer neuen Bundesregierung zu werden. Er argumentierte, daß der Koalitionsausschuß wichtiger sei als das Kabinett und daß er als Ministerpräsident und CSU-Chef Bayerns Interessen am besten vertreten könne.
Zuletzt hatte Söder eine Niederlage einstecken müssen, weil sich Bauernpräsident Günther Felßner wegen linksradikaler Angriffe auf seine Person und seinen Hof von seinen Ambitionen für das Amt des Landwirtschaftsministers zurückzog. Der CSU-Chef hatte Felßner schon vor der Wahl für das Amt nominiert. Nun muß er sich nach einem neuen Kandidaten umsehen. (ser)