BERLIN. Bei einer propalästinensischen Kundgebung zum sogenannten Nakba-Tag hat es in Berlin-Kreuzberg schwere Ausschreitungen gegeben. Zehn Polizisten wurden dabei verletzt, mindestens einer davon schwer. Mehr als 50 Personen wurden festgenommen.
Etwa 1.100 Teilnehmer hatten sich versammelt, um an die sogenannte „Katastrophe“ infolge der Gründung des Staates Israel 1948 zu erinnern. Bereits in der Vergangenheit war es bei ähnlichen Veranstaltungen regelmäßig zu Zwischenfällen gekommen. Auch dieses Jahr eskalierte die Lage. Zahlreiche Teilnehmer trugen Palästinenser-Tücher und riefen aggressive Parolen.
Am frühen Abend kam es zu massiven Angriffen auf Einsatzkräfte. Polizisten wurden mit Flaschen, Getränkedosen, roter Farbe und anderen Gegenständen beworfen. Laut Polizei wurde ein Beamter von der Menschenmenge isoliert, in die Menge gezogen und zu Boden gerissen. Dort wurde er offenbar niedergetrampelt. Er erlitt Verletzungen am Bauch und an den Händen und mußte vor Ort notärztlich versorgt werden. Ein Defibrillator kam zum Einsatz, der Beamte wurde mit Sauerstoff versorgt und ins Krankenhaus eingeliefert. Auch neun weitere Polizisten wurden verletzt, einer erlitt Knochenbrüche. Mehr als 50 Personen wurden festgenommen.
Berlins Bürgermeister verurteilt die Gewalt
Die Polizei war mit mehr als 600 Beamten im Einsatz. Ursprünglich sollte die Demonstration durch Neukölln führen, was die Polizei mit Blick auf das Gewaltpotential untersagte. Ein gerichtliches Ringen endete mit einem Urteil zugunsten der Behörden, so daß die Veranstaltung auf eine stationäre Kundgebung beschränkt blieb. Dennoch versuchten mehrfach Gruppen, Polizeiketten zu durchbrechen. Ein Wasserwerfer wurde bereitgestellt, kam jedoch nicht zum Einsatz.
Teilnehmer der Versammlung skandierten wiederholt Parolen wie „Kindermörder Israel“, „Yallah, yallah Intifada“ und „From the river to the sea“. Letztere Parole gilt als Aufruf zur Auslöschung des jüdischen Staates. Neben antisemitischen Slogans wurde auch die deutsche Bundesregierung für ihre Waffenlieferungen an Israel beschimpft.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) verurteilte die Angriffe scharf. Der Übergriff auf den schwer verletzten Beamten sei ein „feiger, brutaler Gewaltakt“. Wer Einsatzkräfte attackiere, greife den Rechtsstaat an. „Wer das Demonstrationsrecht mißbraucht, um Haß zu säen, antisemitische Hetze zu verbreiten oder Gewalt zu verüben, dem werden wir konsequent mit allen Mitteln des Rechtsstaates begegnen“, erklärte Wegner. (rr)