ERFURT. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat ihren Beschluß, AfD-Mitglieder auszuschließen, bestärkt. „Menschenverachtende, fremdenfeindliche und antikirchliche Positionen vertragen sich nicht mit der Übernahme eines Amtes im Gemeindekirchenrat oder an einer anderen Leitungsstelle in unserer Kirche“, sagte Landesbischof Friedrich Kramer zur Eröffnung der Herbstsynode der EKM in Erfurt.
Erst im Oktober hatte Kramer der AfD unterstellt, sie würde die „Totschläger der neunziger Jahre“ beschäftigen. Die Partei habe es geschafft, diese „sozial zu integrieren“, warnte der Landesbischof. „Die sitzen jetzt in den Büros, die kann man im Ernstfall auch mal wieder losschicken.“
Kramer behauptet, AfD beschäftige „Totschläger“ – und hat keine Beweise
Kramer spielt damit offensichtlich auf rechtsextreme Gewalttaten in den 90er Jahren in Ostdeutschland an. Welche der „Totschläger“ nun allerdings in AfD-Büros sitzen würden, sagte er nicht. Auch eine Anfrage der JUNGEN FREIHEIT, welche konkreten Beweise er für seine Unterstellungen hat, ließ die EKD unbeantwortet.
Die AfD-Fraktion im Bundestag reagierte damals mit Entsetzen auf die Vorhaltungen. „Die Äußerungen von Herrn Landesbischof Kramer sind skandalös und eines Christen unwürdig“, sagte die kirchenpolitische Sprecherin, Nicole Höchst, der JUNGEN FREIHEIT. „Oder ist es etwa christlich, haltlose Verleumdungen in die Welt zu setzen?“
Kirche schließt Pfarrer aus
Die Aussagen Kramers sind in der Kirche keine Einzelmeinung. Der Landeskirchenrat hatte beschlossen, eine Mitgliedschaft in „extremistischen Parteien“ stünde im Widerspruch zur Kirchenverfassung. Anwendung fand dies bereits beim Pfarrer Martin Michaelis. Der Parteilose kandidierte erfolgreich als Stadtrat in Quedlinburg – auf der AfD-Liste. Im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT wertete er dies als „offenen Rechtsbruch“. Ebenso entzog die Evangelische Kirche dem brandenburgischen AfD-Politiker Henry Preuß sämtliche Ehrenämter.
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland kämpft seit Jahrzehnten mit einem dramatischen Mitgliederschwund. Waren nach der Wiedervereinigung noch mehr als eine Million Bürger in der Kirche, so waren es im vergangenen Jahr gerade einmal noch 594.000. Daran sei allerdings nicht die Kirche schuld, sondern die „Dynamik der gesellschaftlichen Entwicklungen“. Erzbischöfe und evangelische Landesbischöfe erhalten ein monatliches Gehalt aus Steuergeldern von bis zu 13.000 Euro im Jahr. (sv/ho)