„Ich war am 3. Dezember auf der Bank“, schildert Barbara Zils den Überfall in Bergneustadt im Bergischen Land gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. „Ich wollte Geld abheben, um dann einkaufen zu gehen. Es war so gegen 19.30 Uhr, und da stand er plötzlich neben mir im Vorraum der Bank.“ Der Mann heißt Amaniel M. Die 58jährige Witwe kennt ihn über eine Freundin. „Er sagte Anzüglichkeiten. Irgendetwas mit Pimmel und Penis. Es war nicht zu verstehen, er spricht kaum Deutsch, kommt aus Afrika.“
Barbara Zils erstarrt vor Angst. Dieser Mann hat sie rund zwei Monate zuvor, gerade als sie abends ihre Haustür aufschließen wollte, schon einmal überfallen. „Er sagte irgendetwas von ‘Du willst das doch auch’. Er faßte mir in den Schritt. Ich lief weg. Er verfolgte mich, gab dann auf.“ Zils erstattete schon damals Anzeige, und sie erkannte ihn auf Fotos, die ihr die Polizei vorlegte, wieder. „Da dachte ich so bei mir, ach, der ist also schon polizeibekannt.“
„Ich spürte nur Schläge im Gesicht und plötzlich Blut im Mund und Blut“
Nun steht genau dieser Mann wieder neben ihr. Wieder ist sie mutterseelenallein. „Nur wir zwei waren in dem Kassenvorraum. Ich hatte Angst, reagierte mit keinem Wort, ich wollte nur weg.“ Zils rennt aus der Bank, über die Straße. Gegenüber wohnt eine Bekannte. Sie versucht über Handy die Frau zu erreichen. Erfolglos. „Sie ging nicht ran. Ich klingelte an der Tür, doch keiner öffnete.“ Später wird sich herausstellen, daß die Türklingel kaputt ist. Ihre Freundin ist allerdings gar nicht zu Hause. Und plötzlich steht Amaniel M. wieder neben ihr. „Er hat mich verfolgt“, so ihre Schilderung. „Laß mich in Ruhe“, habe ich geschrien.“ Vergebens!
„Ich spürte nur Schläge im Gesicht und plötzlich Blut im Mund und Blut, das mir aus der Nase lief. Auf dem rechten Auge sah ich nur Doppelbilder“, sagt Zils. So schnell wie der Mann aufgetaucht ist, ist er auch wieder verschwunden. „Ich bin dann zu einer Bekannten gelaufen, einfach nur gelaufen. Die hat dann die Polizei und den Krankenwagen alarmiert.“
„Jetzt trage ich Implantate im Jochbein und der Nase“
In der Klinik diagnostizieren die Ärzte drei Knochenbrüche. „Jochbein, Nasenbein und Kiefer.“ Am 5. Dezember, knapp 48 Stunden nach dem Angriff, wird Barbara Zils operiert. „Jetzt trage ich Implantate im Jochbein und der Nase“, sagt sie und dabei klingt ihre Stimme schicksalsergeben, fast resigniert. Dabei war bis vor acht Jahren ihre kleine Welt noch in Ordnung. Zils war verheiratet und Mutter von zwei Töchtern. Dann erkrankte ihr Mann an Krebs, er starb innerhalb von nur drei Jahren. Barbara Zils brach zusammen. Bis heute ist sie in psychologischer Behandlung. „Das Beste, was ich noch habe, sind meine Töchter, auf die bin ich stolz.“
Direkt aus dem Krankenhaus entlassen, zieht sie zu ihrer Jüngsten. „Die hat eine Doppelhaushälfte und mir unterm Dachgeschoß ein Zimmer freigeräumt.“ Denn in ihre Wohnung will sie nicht zurück. „Die liegt im Erdgeschoß. Der Mann war schon mehrfach nachts am Haus, hat schon öfter gegen die Fensterscheibe geklopft. Dann der Überfall direkt vor meiner Wohnungstür vor zwei Monaten und jetzt der Angriff in der Bank. Ich habe wirklich Todesangst.“
Polizei erklärt Aufenthaltsstatus zur Geheimsache
Die JUNGE FREIHEIT fragte bei der Polizei nach. Hauptkommissar Marc Leporin ist Sprecher der für Bergneustadt zuständigen Kreispolizeibehörde mit Sitz in Gummersbach. „Nach derzeitigem Ermittlungsstand handelt es sich um eine Körperverletzung“, sagt er der JF. „Der mutmaßliche Täter ist polizeibekannt.“ Wegen welcher Delikte, will Leporin nicht sagen, auch nichts zum Aufenthaltsstatus des Schwarzafrikaners.
Wie genau der Überfall auf Barbara Zils ablief, könnten die Videoaufnahmen der Überwachungskamera der Volksbank aufklären. Doch die wurden noch gar nicht abgefragt und ausgewertet. „Die Videoaufnahmen liegen für uns bei der Volksbank bereit“, so der Polizeisprecher. Und es scheint wie Hohn, wenn er sagt: „Wegen Delikte dieser Art, muß er nicht ins Gefängnis, bekommt keine Haftstrafe.“ Frauen seien aber in Bergneustadt nicht in Gefahr, ist sich der Polizeisprecher sicher. Wenn er sich da mal nicht irrt.
Belastende Videos: Lauert der Afrikaner Frauen in Hauseingängen auf?
Der JF liegen nämlich zwei Videos vor, die Amaniel M. zeigen sollen. Zu sehen ist ein Treppenhaus. Schummriges Licht. Ein Mann in Jeans und blauer Daunenjacke steht wankend im Flur, er nestelt an sich rum und stammelt unverständliche Worte. Eine Wohnungstür öffnet sich einen Spalt breit. Eine erboste Frauenstimme ist zu hören: „Wenn Du jetzt nicht ruhig bist, hole ich die Polizei.“
Dann: „Laß Deinen Schwanz.“ Dann: „Es ist 1 Uhr in der Nacht“. Dann: „Du bist echt so ekelhaft.“ Doch der Mann ist nicht ruhig, sondern macht weiter. Er kniet vor einer Fußmatte, steht dann wieder auf und scheint sich selbst zu befriedigen. Er stöhnt und sagt im Takt seiner Bewegungen immer wieder: „Langsam“. Dann macht er die gegenüberliegende Tür naß.
Was sagt der Bürgermeister?
Für Barbara Zils ist klar, daß von dem Mann eine Gefahr ausgeht. „Nicht nur für mich. Denn ich bin nicht die einzige Frau, die er sexuell belästigt und angegriffen haben soll. Auch zwei Bekannte von mir sind betroffen. Ich habe gehört, daß er in einem Supermarkt Menschen mit einer abgebrochenen Flasche bedroht haben soll.“
Die JUNGE FREIHEIT sprach mit dem Bürgermeister der 18.600-Einwohner-Stadt. Matthias Thul (CDU): „Der Fall ist bekannt, ich stehe in Kontakt mit der Tochter der Frau. Wir, als kleine Kommune, haben ja keine eigene Polizei- und keine Ausländerbehörde. Ich kann dementsprechend auch nichts zum Status des Mannes sagen. Wir haben aber der Frau konkrete Hilfsangebote gemacht.“ Barbara Zils hat sich jetzt einen Anwalt genommen. Am Mittwoch wurde sie erneut von der Polizei befragt.