KÖLN. Innerhalb von zehn Tagen hat es in Köln drei Explosionen vor Geschäften gegeben. Ob sie in einem Zusammenhang miteinander stehen, ist noch ungeklärt, aber durchaus wahrscheinlich. Keiner der Täter konnte bisher festgenommen worden. Die Polizei vermutet verschiedene Drogen-Banden hinter den Verbrechen, zu denen auch Entführungen gehören.
Ein Tatverdächtiger, den die Polizei wegen einer Explosion vor einem Café am Mittwochmorgen beschuldigt hatte, ist wieder auf freiem Fuß. Er hatte sich gestern gestellt, die Tat aber bestritten. Die Beamten bleiben bei ihrem Verdacht, konnten dem Mann, der aus dem familiären Umfeld des Cafébetreibers kommt, die Explosion aber nicht nachweisen.
Die Ermittler halten zumindest bei den anderen beiden Explosionen in der Innenstadt vor einem Modegeschäft und einem Club eine Beteiligung der Mocro-Mafia für wahrscheinlich. Auch die Detonation in einem Kölner Wohnhaus Anfang August legen sie ihr zur Last. Die Bande von in den Niederlanden lebenden Marokkanern soll einen „Drogenkrieg“ führen – insbesondere nachdem in Deutschland Cannabis legalisiert wurde.
Polizei: So etwas gab es bisher noch nie
„Wir stehen hier als Polizei Köln aktuell vor großen Herausforderungen durch beispiellose Fälle der Gewalt und Schwerkriminalität, die es bis dato in Köln so noch nicht gegeben hat“, sagte der Chef der Kölner Kriminalpolizei, Michael Esser, in der vergangenen Woche. Mehr als 60 Kripobeamte ermitteln derzeit zu den verschiedenen Delikten.
Hintergrund der Taten sind laut Polizei Auseinandersetzungen unter Rauschgift-Banden. „Es gibt offensichtlich im Milieu offene Rechnungen, die noch beglichen werden“, sagte Esser. Dabei soll es unter anderem und vor allem um geschätzte 300 Kilogramm Cannabis gehen, um die eine andere Gruppierung, vermutet wird hier der Al-Zein-Clan, die Mocro-Mafia geprellt haben soll.
Dabei kommen auch Schußwaffen zum Einsatz. Im Kölner Stadtteil Niehl gaben Unbekannte am vergangenen Sonnabendmorgen etwa 30 Schüsse auf ein Uhrengeschäft ab. Auch hier stufen die Ermittler das Verbrechen als Akt der organisierten Kriminalität ein und haben die Mocro-Mafia im Verdacht.
Drohen weitere Explosionen in Köln?
Diese versucht nun offenbar mit allen Methoden, die Drogen, die einen Straßenverkaufswert von 1,5 Millionen Euro haben, zurückzubekommen. In diesen Zusammenhang ordnen die Beamten auch zwei Geiselnahmen von Ende Juni und Anfang Juli in Hürth bei Köln und im Kölner Stadtteil Rodenkirchen ein. Auch die Entdeckung einer „Folterkammer“ mit nackten, blutenden Opfern gehört offenbar zu den Spuren der Marokkaner.
Solange das gestohlene Cannabis, das in Deutschland nach der Legalisierung leicht verkauft werden kann, nicht wieder in die Hände der Mocro-Mafia gelangt, könnte Köln weiterhin unter dem Terror leiden. Bei der Polizei will man nicht ausschließen, daß es zu weiteren schweren Straftaten kommt. (fh)