DÜSSELDORF. Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) hat am Dienstag vor der islamistischen Internet-Kampagne „Was danach“ gewarnt. Derzeit werde Geld gesammelt, um den Internet-Auftritt der Kampagne durch das Verteilen von Broschüren und Flugblättern zu flankieren.
In Hamm und Minden soll es bereits zu entsprechenden Verteilaktionen gekommen sein. „Schauen Sie bitte genau hin, wer Ihnen auf der Straße im Vorbeigehen einen Zettel in die Hand drückt und vor allem, was darauf steht“, appellierte Reul an die Bevölkerung.
Mit Broschüren für den Islam missionieren
„Was danach“ richtet sich an Nicht-Moslems, die Angst vor dem Tod haben. Laut dem Impressum der Internetseite steht die Deutschsprachige Muslimische Gemeinschaft (DMG) in Braunschweig hinter der Kampagne. Die DMG wird vom niedersächsischen Verfassungsschutz beobachtet und der Salafisten-Szene zugeordnet.
Mit der Broschüre „Was passiert nach dem Tod?“ wirbt die DMG auch auf ihrer eigenen Webseite für Konvertierungen zum Islam. Dieser wird darin als „die schnellstwachsende Religion weltweit“ bezeichnet. In Deutschland gebe es jedoch „ein verzerrtes Bild dieser Religion; sei es aufgrund von Unwissenheit oder Hetze in den Medien“. Wer bereit ist, ein Foto seines Personalausweises einzusenden, kann auf der Seite der DMG auch einen kostenlosen Koran bestellen.
Auch Szenegrößen werben für die Verteilaktion
Als prominentes Zugpferd der „Was danach“-Kampagne im Internet tritt Pierre Vogel in Erscheinung. Der 45jährige Salafisten-Prediger war in den vergangenen Jahren häufig in der Braunschweiger DMG-Moschee zu Gast und gilt als eine der einflußreichsten Szenegrößen. Vom 17. Juli bis zum vergangenen Sonntag hat Vogel mehrere Videos auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht, in denen er die Kampagne leidenschaftlich bewirbt.
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Im ersten dieser Videos rief er seine Anhänger auf, die Broschüre der DMG „in ganz Deutschland“ zu verteilen. „Möge Allah durch dieses Projekt Millionen von Nichtmuslimen zum Islam führen“, sagte er und deutete an, die Kampagne solle auch auf Österreich und die Schweiz ausgeweitet werden.
„Make Dawa great again“
In einem am Freitag bei „Habibiflo Dawah Produktion“ veröffentlichten Video mit dem Titel „Make the Dawa great again“ zeigte sich Pierre Vogel jedoch unzufrieden mit der bisherigen Resonanz auf die Kampagne der DMG. Daß sich in einem Land mit mindestens fünf Millionen Moslems bislang nur etwa 70 Personen zur Unterstützung dieser Kampagne gefunden haben, sei „ein Armutszeugnis“, kritisierte er.
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„Liebe Geschwister, unser Ziel sind 20 Millionen Flyer in Deutschland zu verteilen. Wir sind gerade bei 45.000. Macht mit! Ihr wißt nicht, wie lange ihr lebt. Und insch’allah habt ihr eine Ausrede am jüngsten Tag, daß ihr wenigstens etwas für die Dawa hier in Deutschland getan habt. Wir wollen, daß der Islam sich verbreitet“, appellierte Vogel an seine Anhänger und forderte, „die Dawa in jedes Haus zu bringen“. Dawa ist ein arabischer Begriff, der heute zumeist missionarische Rufe zum Islam bezeichnet.
Zahl der Salafisten wächst
Nordrhein-Westfalen (NRW) gilt als eine der Heimstätten deutscher Salafisten. Zusammen mit dem Braunschweiger Imam Muhamed Ciftci sowie dem 2017 wegen Terrorunterstützung verurteilten Sven Lau engagierte sich Vogel bereits 2010 in Mönchengladbach für den Salafisten-Verein „Einladung zum Paradies“. Der Verein wollte dort eine Koran-Schule errichten. Das Vorhaben scheiterte jedoch 2011 an Protesten der Mönchengladbacher Bevölkerung.
Der durch diese Vorgänge alarmierte damalige Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) initiierte daraufhin das Präventionsprogramm „Wegweiser“. Dabei soll das Abrutschen junger Moslems in die Salafisten-Szene mit Hilfe sozialer Beratung verhindert werden. Das Programm wurde 2014 gestartet und verschlang zuletzt jährlich mehr als fünf Millionen Euro Steuergelder.
Ein im Juli veröffentlichter Bericht der Landesregierung zeigte jedoch, wie viele Fälle seit 2014 bearbeitet wurden, aber nicht, mit welchem Ergebnis. Genaue Zahlen erfolgreich abgeschlossener Fälle gibt es damit bis heute nicht. Bekannt ist nur, daß sich die Zahl der Salafisten in NRW seit 2014 von 1.900 auf rund 2.800 erhöht hat. (wp)