BERLIN. Die Zahl der Straftaten in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 11,5 Prozent gestiegen. Rund 600.000 Fälle mehr verzeichneten die deutschen Behörden im Vergleich zu 2021, wie aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hervorgeht, die Innenministerin Nancy Faeser (SPD) am Donnerstag vorstellte.
Aktuelle Zahlen zur Kriminalität in Deutschland liefert die Polizeiliche Kriminalstatistik 2022 #PKS. Bundesinnenministerin Nancy #Faeser hat diese mit @bka und @Innensenatorin vorgestellt. https://t.co/f446TKQxQH
— Bundesministerium des Innern und für Heimat (@BMI_Bund) March 30, 2023
Besonders stark hat sich der Anteil der zugewanderten Verdächtigen erhöht. Dazu zählen unter anderem Asylbewerber, Geduldete oder Menschen, die sich illegal in der Bundesrepublik aufhalten. Machten sie 2021 noch 12,1 Prozent aus, waren es im vergangenen Jahr 14,8 Prozent. Ihr Anteil ist um 35 Prozent gestiegen.
Mit Blick auf alle Ausländer war die Zahl noch höher und lag bei 37,4 Prozent. Im Vorjahr waren es 33,8 Prozent gewesen. Deutsche machten mit 62,6 Prozent im vergangenen Jahr einen etwas kleineren Teil unter den Verdächtigen aus als noch 2021, als ihr Anteil bei 66,2 Prozent gelegen hatte. Ein Migrationshintergrund wird in der PKS nicht erfaßt.
Deutlich mehr ausländerrechtliche Verstöße
Grund für die starke Zunahme an nichtdeutschen Verdächtigen ist unter anderem die enorm gestiegene Zahl an ausländerrechtlichen Verstößen. Es handelt sich dabei um Straftaten gegen das Aufenthalts-, das Asyl- und das Freizügigkeitsgesetz der EU. Solche Fälle haben sich im vergangenen Jahr mit 53,8 Prozent mehr als verdoppelt. Würden ausländerrechtliche Verstöße aus der Statistik ausgenommen, läge der Anteil von nichtdeutschen Verdächtigen bei 31,9 Prozent.
Eine düstere Bilanz zeichnet die PKS überdies bei schweren Verbrechen, wie Gewalttaten und Sexualdelikten. Um mehr als 20 Prozent ist die Zahl der Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen sowie Übergriffen mit Todesfolge 2022 gestiegen. Der Anteil an ausländischen Verdächtigen war dabei mit 15,9 Prozent höher als der von deutschen mit 15,7 Prozent.
Gewaltkriminalität um fast 20 Prozent gestiegen
Dieser Trend zeigt sich auch bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen, bei denen die deutschen Behörden rund 18,2 Prozent mehr Fälle verzeichneten. 18,5 Prozent der Verdächtigen stammten nicht aus Deutschland. 14,4 Prozent waren Staatsbürger der Bundesrepublik.
Noch stärker ist das Gefälle bei Raubdelikten, von denen es 2022 rund 26,8 Prozent mehr gab als im Vorjahr. 29,3 Prozent der Verdächtigen waren Ausländer, 12,6 Prozent Deutsche. Die Zahl der Messerattacken hat sich von 7.071 in 2021 auf 8.160 in 2022 erhöht. Insgesamt ist die Gewaltkriminalität im vergangenen Jahr um 19,8 Prozent gestiegen.
Hoher Anstieg bei tatverdächtigen Kindern
Vor der Veröffentlichung der PKS war bereits durchgesickert, daß es einen besorgniserregenden Zuwachs an Verdächtigen gibt, die jünger als 14 Jahre sind. Ihr Anteil hat sich um 35,5 Prozent erhöht. Der Zuwachs bei nichtdeutschen Kindern fällt mit 48 Prozent bezogen auf die Werte von 2021 besonders hoch aus. Bei Kindern mit deutscher Staatsangehörigkeit, beträgt der Zuwachs rund 30,1 Prozent.
Die Zahl der jugendlichen Verdächtigen, die zwischen 14 und 18 Jahren alt waren, hat sich um 22,1 Prozent erhöht. Während die Anzahl ausländischer mutmaßlicher Straftäter in dieser Altersgruppe um rund 50 Prozent zunahm, stieg der Anteil der deutschen Jugendlichen mit deutscher Staatsangehörigkeit lediglich um 13,8 Prozent. Auch hierbei wird ein möglicher Migrationshintergrund der Minderjährigen nicht erfaßt, wenn sie den deutschen Paß haben, werden sie als Deutsche aufgeführt.
Der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, hält die PKS für das vergangene Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nur für begrenzt aussagekräftig. Die Maßnahmen hätten das Kriminalitätsgeschehen stark beeinflußt. „Die 2022 registrierten Fallzahlen liegen in Relation zu denen aus 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie, auf vergleichbarem Niveau. Das relativiert den im Vergleich mit 2021 zu konstatierenden starken Anstieg.“ (zit)