BERLIN. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat darauf verzichtet, sein Ministerium um einen bis zu 800 Millionen Euro teuren Anbau zu vergrößern. Der vorhandene Platz reiche mittlerweile aus, da ein Großteil der Mitarbeiter mobil arbeite, wie die Welt Mittwoch unter Berufung auf Ministeriumskreise berichtete.
Lindner habe sich zu diesem Schritt entschlossen, nachdem das Bauvorhaben hausintern noch einmal überprüft worden sei. Durch den Verzicht auf den Anbau lasse sich eine „Konzentration des Bundesministeriums der Finanzen in Berlin insbesondere auf das Detlev-Rohwedder-Haus realisieren“. Das Detlev-Rohwedder-Haus in Berlin-Mitte ist der Hauptsitz der Behörde.
Dienstwohnungen für Beamte statt Ministeriumsbau
Die 2.100 Mitarbeiter des Ministeriums verteilten sich bisher auf sieben verschiedene Standorte. Der geplante Anbau sollte sich in direkter Nachbarschaft zum Detlev-Rohwedder-Haus befinden. Er wurde noch in der Amtszeit des damaligen Finanzministers, des heutigen Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD), in Auftrag gegeben. Entwürfen zufolge sollte ein klimaschonendes Gebäude mit viel Holz als Baumaterial entstehen sollen.
Allerdings werde an der brachliegenden Stelle trotzdem ein Behördensitz geplant. Die zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben konzipiere bereits ein Gebäude auf der leerstehenden Fläche, das anschließend von allen Bundesressorts – für Dienstwohnungen beispielsweise – genutzt werden könne.
Ursprünglich hatte Lindner den Baustopp auch mit der Wohnungsnot in der Bundeshauptstadt in Verbindung gebracht. „Uns fehlen bezahlbare Wohnungen. Es macht daher wenig Sinn, die knappen Flächen für neue Ministerien zu nutzen“, betonte er seinerzeit. Die Entwürfe für den neuen Behördenbau sollen nun bis Ende des Jahres fertig sein.
Bundeskanzleramt hält an Neubau fest
Das Bundeskanzleramt sah sich in Anbetracht des Baustopps indes nicht zu einem Umdenken bei eigenen Projekten genötigt. „Der Bedarf für einen Neubau besteht unverändert“, antwortete die Behörde auf Anfrage der Welt mit.
Im September vergangenen Jahres hatte die Behörde Pläne veröffentlicht, den Amtssitz von Kanzler Scholz umfänglich auszubauen. 400 neue Büros sollen im sechsstöckigen „Campus Kanzleramt“ entstehen, zusätzlich zu einer Poststation, einer Fußgängerbrücke über die Spree und einer Kantine für Mitarbeiter. „Die Kosten werden derzeit auf 777 Millionen Euro geschätzt“, teilte das Kanzleramt damals mit. Der Zubau sei notwendig, weil dem Kanzleramt in den vergangenen Monaten immer neue Aufgaben zugewachsen seien. (fw)