FRIEDRICHSHAFEN. Der für den Bodenseekreis zuständige Landrat Lothar Wölfle (CDU) hat 800.000 Euro an Steuergeld für eine leerstehende Asylunterkunft ausgegeben. Um die Folgen der Masseneinwanderung im Sommer 2015 abzumildern, schloß der Lokalpolitiker mit dem ungenutzten Hotel „Adler“ in Sipplingen einen Mietvertrag über neun Jahre ab, wie der Südkurier am Montag berichtete. Jeden Monat flossen insgesamt 6.400 Euro plus Nebenkosten an die Betreiber.
Nach Abschluß des Vertrages stellte die Behörde fest, daß weder Brandschutzmauern noch Fluchtwege vorhanden waren. Um das Gebäude bewohnbar zu machen, wäre eine 530.000 Euro teure Sanierung nötig gewesen. Das Landratsamt entschied sich dagegen, ließ den Vertrag jedoch weiterlaufen. „Eine Ausstiegsklausel aus dem Mietvertrag gab es nicht, weil die Eigentümer damals am längeren Hebel saßen und um die Not der Verwaltung auf dem knappen Immobilienmarkt wußten“, erläuterte ein Sprecher das Problem gegenüber der Bild-Zeitung.
Landratsamt scheitert mit Versuch, Hotelkosten zu verheimlichen
Mehrmals hatte der Südkurier das Amt um die Offenlegung der Hotelkosten gebeten. Die Behörde mauerte, weswegen die Lokalzeitung vor Gericht zog und schließlich Recht bekam. Infolgedessen mußte der Nachfolger des inzwischen pensionierten Landrats, Luca Wilhelm Prayon (CDU), die Zahlen notgedrungen veröffentlichen. Im Mai 2021 gelang es dem Landratsamt, sich für eine Summe von 288.000 Euro aus dem Vertrag herauszukaufen. Dabei wurden 58.000 Euro an Nebenkosten eingespart.
Bei seiner Verabschiedungszeremonie im vergangenen Mai wurde Ex-Landrat Wölfle von Parteikollege Thomas Strobl (CDU) ausgiebig für seine Arbeit gelobt. Innerhalb des Krisenmanagements des Landkreises bei der Versorgung von Asylbewerbern hätte der 65jährige „sehr viel bewegt“, resümierte der Innenminister Baden-Württembergs damals. (JF)