BERLIN. Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) in Berlin hat den Vorwurf zurückgewiesen, das Paul-Gerhardt-Stift zur Schließung eines Seniorenheims gedrängt zu haben, um dort Flüchtlinge unterzubringen. „Von einer Bitte unsererseits kann keine Rede sein. Die Paul-Gerhardt-Stiftung ist mit ihrem Angebot vielmehr auf uns zugekommen“, teilte das LAF der JUNGEN FREIHEIT auf Anfrage mit.
Für das Landesamt sei die Offerte damals zu einem günstigen Zeitpunkt gekommen, da kürzlich ein Quartier für ukrainische Kriegsflüchtlinge in Reineckendorf für die Einrichtung von Sozialwohnungen aufgelöst werden mußte. Die Räumlichkeiten der Stiftung befänden sich ganz in der Nähe, sodaß vor allem für die geflüchteten Jugendlichen kein Schulwechsel von Nöten sei.
Paul–Gerhardt–Stift: Wurden um Platz für Flüchtlinge gebeten
Das Paul-Gerhardt-Stift hatte die Kündigung von 110 Heimbewohnern zuvor damit begründet, die Entscheidung sei „den Bitten, des Landesamts für Flüchtlinge“ geschuldet, zitierte die BZ am Dienstag eine Stellungnahme der unter dem Dach der Diakonie arbeitenden Einrichtung.
Wie der Focus am Montag berichtet hatte, solle das Pflegeheim für die Unterbringung „mehrfach traumatisierter Schutzbedürftiger“ umfunktioniert werden. Das Paul-Gerhard-Stift unterhält schon eine Gemeinschaftsunterkunft für Einwanderer aus Somalia, Tschetschenien und Afghanistan. Sowohl das Senioren- als auch das Flüchtlingsheim befinden sich auf dem Gelände des evangelischen Kirchenstifts. Laut Anwohnern seien die ersten Flüchtlinge bereits in der vormals für Pensionäre bestimmten Pflegeeinrichtung eingezogen.
Landesamt kündigt Übernahme weiterer Wohngebäude an
Anfang des Monats erst hatte das LAF in seinem Jahresausblick von einer „Flüchtlingsversorgung auf Rekordniveau“ gesprochen. „Zum Jahresbeginn 2023 lebten 31.100 geflüchtete Menschen in den Unterkünften des LAF, das ist ein Anstieg um rund 47 Prozent und der höchste Stand an regulären Unterkunftsplätzen seit Gründung des LAF im August 2016“, teilte die Behörde mit.
Um in dem „angespannten Wohnungsmarkt“ weitere qualitätsgesicherte Unterkünfte zu schaffen, sichte das Landesamt in Zusammenarbeit mit den Bezirken derzeit „zahlreiche Angebote in ganz Berlin“. Neben sechs Hotelgebäuden mit Platz für bis zu 1.800 Migranten würden derzeit weitere zwölf Objekte geprüft, die zur Unterbringung von Geflüchteten genutzt werden könnten.
Vergangene Woche erst machten Nachrichten aus dem baden-württembergischen Lörrach die Runde, wonach die stadteigene Wohnungsgesellschaft dutzende Mieter aus ihren Wohnungen gedrängt habe, um dort Einwanderer unterzubringen. (fw)