Es ist ein beispielloses Werk, das Historiker und JF-Autor Karlheinz Weißmann geschaffen hat: Das „Lexikon politischer Symbole“, ein über 600-seitiges Nachschlagewerk, dar laut JF-Chefredakteur Dieter Stein „in keiner Bibliothek, keiner Redaktion, keinem Politiker-Büro fehlen“. Minutiös, detailliert und mit über 1.600 Abbildungen beleuchtet das Buch die Geschichte und gegenwärtige Bedeutung von gut 200 politischen Symbolen. Viele davon entfalten bis heute eine Wirkung, oft bewußt, nicht selten unbewußt, in jedem Fall aber in einer Weise, deren „Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann“, wie Militärhistoriker Martin van Creveld hervorhebt.
Doch was hat Weißmann überhaupt dazu bewogen, sich einem solchen Mammutprojekt zu widmen? Die Antwort findet sich bei ihm zu Hause, wo er gleich zwei Räume ebenjenen politischen Symbolen gewidmet hat, mit denen er sich schon in seiner Dissertation auseinandergesetzt hat und bis heute intensiv befaßt. Der Historiker sammelt Skulpturen, Anstecker, hat ein eigenes Archiv mit Abbildungen, Plakaten, Zeitungsartikeln, dazu allerlei Bücher vom Umfang einer Spezialbibliothek, die sich diesem Thema widmen. Doch ein solches Lexikon, wie nun im Verlag JF-Edition erschienen, in dem all das Wissen komprimiert zusammengefaßt wird, sei ihm weder in deutscher Sprache, noch in einer anderen bekannt, so Karlheinz Weißmann gegenüber dieser Zeitung.
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Wie wichtig politische Symbole auch heute noch sind, erläutert der Historiker an mehren Beispielen. So etwa dem Hakenkreuz, das freilich im Hier und Jetzt vor allem für die Verbrechen zur Zeit des Nationalsozialismus steht. Vielen unbekannt ist jedoch, welche Bedeutung dieses früher einmal hatte und in manchen Erdteilen heute noch hat.
Unliebsame Symbole sollen ersetzt werden
Auch über den Regenbogen spricht er. Dieser scheint nahezu omnipräsent in unseren Städten zu sein. Heutzutage gilt er als Zeichen der „Homo-Bewegung“; doch auch dieses Symbol hat eine weit längere, zum Teil in Vergessenheit geratene Geschichte.
Wie wichtig politische Symbole auch heute noch sind, zeigt sich nicht zuletzt daran, wie manche Kreise unserer Gesellschaft mit großer Akribie daran arbeiten, solche die ihnen unliebsam sind, zu verdrängen. Straßen und Plätze sollen umbenannt werden, weil historische Akteure wie Paul von Hindenburg plötzlich für das Falsche stehen. Doch sei es ja „nicht etwa so, daß dann an die Stelle von Symbolen keine Symbole treten, sondern eben andere, die für einen anderen Inhalt stehen“, führt Weißmann aus. Symbolpolitik sei also ein „bestimmter Aspekt von Identitätspolitik“. Und nicht zuletzt deswegen ist das Thema gerade hier und heute besonders aktuell.
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