BERLIN. CDU-Chef Friedrich Merz hat sich dafür ausgesprochen, katholischen Priestern die Ehe zu ermöglichen. „Ich glaube, daß das Alleinsein der katholischen Priester eines der größten Probleme der Kirche ist“, sagte der Bundestagsabgeordnete der Rheinischen Post vom Montag. „Sie sollte sich für die Ehe von Priestern öffnen.“
Merz attestierte der Kirche einen schweren Umgang bei der Aufklärung von Mißbrauchsfällen. Allerdings sehe er auch „das ernsthafte Bemühen, zum Beispiel des Vorsitzenden der Bischofskonferenz Bischof Bätzing und vieler anderer in der katholischen Kirche, jetzt wirklich Reformen einzuleiten“.
Gleichzeitig machte sich der CDU-Politiker dafür stark, die staatliche Finanzierung der Kirchen beizubehalten. Ihre Aufgaben im Sozialbereich seien so groß und würden so erfolgreich begangen, „daß ich nicht erkennen kann, was besser werden sollte, wenn der Staat das übernimmt“. Über den Umfang der staatlichen Mittel könne man reden, „aber wir sollten nicht das ganze System in Frage stellen“.
Synodaler Weg fordert weitreichende Reformen
Vergangene Woche hatte bereits der Münchner Kardinal Reinhard Marx für ein Ende des Pflichtzölibats geworben. „Es wäre besser für alle, die Möglichkeit für zölibatäre und verheiratete Priester zu schaffen.“ Die Verpflichtung, ehelos, enthaltsam und keusch zu leben sei „prekär“.
Seit Jahren fordern progressive Kräfte in der deutschen katholischen Kirche weitgehende liberale Reformen. Die Vollversammlung des Projekts Synodaler Weg forderte jüngst etwa Segensfeiern für alle Liebespaare, also auch Homosexueller oder zivil wiederverheirateter Geschiedener. Zudem verlangten die Reformer bei der dritten Vollversammlung Ende vergangener Woche, der Papst solle die Ehe von Priestern der Kirche des lateinischen Ritus teilweise zu erlauben.
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa im Auftrag der Bild am Sonntag ist eine deutliche Mehrheit der Katholiken in Deutschland für die Abschaffung der verpflichtenden Ehelosigkeit für Priester und Ordensleute. 74 Prozent sind demnach gegen den Pflichtzölibat. (ls)