DÜSSELDORF. Die Kirchen in Nordrhein-Westfalen (NRW) haben einen Ansturm auf das sogenannte Kirchenasyl registriert. Seit Anfang des Jahres hätten sich die Anfragen erhöht und würden immer weiter ansteigen, sagte der Vorsitzende des ökumenischen Kirchenasyl-Netzwerks in NRW, Joachim Poggenklaß, nach Angaben der evangelischen Nachrichtenagentur epd.
Die Zahl sei so hoch, daß nicht mehr allen ein Platz in einer Kirche angeboten werden könne. Derzeit lägen den Kirchen in dem Bundesland rund 220 Anfragen von abgelehnten Asylbewerbern vor, die ihre Abschiebung verhindern wollten. Beim Großteil davon handelt es sich um Fälle, in denen andere EU-Staaten laut Dublin-Verordnung für den Asylantrag zuständig sind. Hauptherkunftsländer sind Syrien, Irak, Afghanistan und der Iran.
Abschiebungen werden systematisch verhindert
Laut dem ökumenischen Netzwerk sind fast alle Fälle des Kirchenasyls erfolgreich. In den vergangenen zwölf Monaten seien 200 von 203 Kirchenasyle vorzeitig beendet worden, da die Behörden auf eine Abschiebung verzichtet hätten. Hinter einem Fall können dabei mehrere Personen stehen, etwa wenn ganze Familien Asyl in Kirchen begehren. Aktuell würden die Kirchen die Abschiebung von 166 Personen verhindern.
Das sogenannte Kirchenasyl ist nicht durch Gesetze gedeckt. Allerdings verzichten die Behörden in fast allen Fällen darauf, Abschiebungen auch durchzusetzen, wenn die sich illegal in Deutschland aufhaltenden Ausländer in Kirchen unterkommen. (ho)