ANKERSHAGEN. Die Umbenennung des Bismarck-Zimmers im Auswärtigen Amt hat die Familie des ersten Reichskanzlers zu scharfer Kritik an Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) veranlaßt. Auch ein Bild des Reichsgründers von 1871 hatte die Politikerin entfernen lassen.
Man sei entsetzt, „daß mit unserer eigenen Geschichte und mit unserem eigenen Land so umgegangen wird“, heißt es in einer Erklärung des „v. Bismarck’schen Familienverbandes“, zu dem rund 340 Mitglieder des märkischen Adelsgeschlechtes gehören.
Bismarck: „Baerbock hat kein Geschichtsbewußtsein“
„Das Gemälde von Otto von Bismarck als Gründer des Auswärtigen Amtes und auch erster Leiter dieses Amtes im Bismarck-Zimmer abzuhängen und auch das Zimmer umzubenennen, zeugt davon, daß Baerbock für Deutschland kein Geschichtsbewußtsein hat“, heißt es in der Erklärung. In dem Raum trifft sich die Grünen-Politikerin mit Abteilungsleitern zu Besprechungen. Er heißt nun „Saal der Deutschen Einheit“.
Der Ministerin wirft die Familie vor, „ihr Amt verfehlt“ zu haben. Sie trete moralisierend auf und verdrehe die Geschichte. Die Leistungen Otto von Bismarcks (1815–1898) würden nicht angemessen gewürdigt. So sei unter ihrem Vorfahren auch das Bürgerliche Gesetzbuch entstanden, das noch heute in Deutschland gelte.
Das Bismarck-Zimmer gab es schon in Bonn
Das Auswärtige Amt hatte die Umbenennung damit begründet, sich auf die „demokratische Geschichte Deutschlands“ beziehen und auch daran erinnern zu wollen, daß in dem Raum einst das Politbüro der SED tagte.
Otto von Bismarck hat die Einheit Deutschlands 1871 zu einem Nationalstaat vorangetrieben und war nicht nur Kanzler, sondern auch Außenminister. Der Name „Auswärtiges Amt“ geht auf ihn zurück. Das Bismarck-Zimmer hatte es bereits im 1951 wiedergegründeten Außenministerium in Bonn gegeben. (fh)