BERLIN. Angesichts der weiter stark steigenden Corona-Zahlen hat der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, Deutschland auf die Triage in Krankenhäusern vorbereitet. Dann müssen Ärzte wegen voller Intensivstationen entscheiden, welche Patienten bevorzugt behandelt werden.
„Wir alle bereiten uns auf eine Triage vor“, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Zwar werde alles versucht, diese Situation zu vermeiden, „aber angesichts der steigenden Infektionszahlen müssen sich die Kliniken vorbereiten“. Sollten die Kapazitäten zur Behandlung schwerer Corona-Verläufe in Deutschland nicht mehr ausreichen, müßten Patienten ins europäische Ausland verlegt werde, äußerte er. Dabei müsse auch die Bundeswehr helfen.
Laut Informationen der Nachrichtenagentur dpa beginnt die Luftwaffe am Freitag damit, Intensivpatienten innerhalb Deutschlands in andere Kliniken zu fliegen. So soll ein Lufttransport vom bayerischen Memmingen nach Nordrhein-Westfalen gehen. Zudem halte die Luftwaffe in Köln zwei Flugzeuge für solche Einsätze bereit. Dazu gehört demnach auch ein Airbus A310 MedEvac, der Platz für sechs Behandlungsplätze bietet.
Neue Corona-Variante in Südafrika entdeckt
Die Verlegung von Corona-Patienten innerhalb Deutschlands ist nach dem sogenannten Kleeblatt-System geregelt. Es war 2020 nach der ersten Pandemiewelle entstanden.
Unterdessen sorgt eine neue Variante des Coronavirus international für Unruhe. Sie wurde in Südafrika entdeckt und „möglicherweise übertragbarer als die Delta-Variante“ und Impfstoffe seien „möglicherweise weniger wirksam“, zeigte sich Großbritanniens Gesundheitsminister Sajid Javid laut der Nachrichtenagentur Reuters besorgt. Die britische Regierung stellte als Reaktion auf die Entdeckung den Reiseverkehr mit sechs afrikanischen Ländern ein.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO teilte mit, sie beobachte die neue Version des Coronavirus genau. Sie sei bereits bei Reisenden aus Südafrika in Israel und Hongkong nachgewiesen worden.
Spahn warnt vor Corona-Variante
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verkündete, die scheidende Bundesregierung werde Südafrika zum Virusvariantengebiet erklären. Dann dürften ab Freitag nacht nur noch deutsche Staatsbürger aus dem afrikanischen Land nach Deutschland ausgeflogen werden. Diese müssen sich dann 14 Tage in Quarantäne begeben. „Das letzte, was uns jetzt noch fehlt, ist eine eingeschleppte neue Variante, die noch mehr Probleme macht“, schrieb er auf Twitter.
Wir bleiben bei der Einreise vorsichtig. Die neu entdeckte Variante #B11529 besorgt uns, daher handeln wir hier pro-aktiv und frühzeitig. Das letzte, was uns jetzt noch fehlt, ist eine eingeschleppte neue Variante, die noch mehr Probleme macht. (2/2)
— Jens Spahn (@jensspahn) November 26, 2021
In Deutschland stieg die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag auf 438,2, was einen neuen Höchstwert darstellt. Innerhalb eines Tages infizierten sich 76.414 Menschen mit dem Coronavirus, teilte das Robert-Koch-Institut mit. (ag)