GIEßEN. Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) hat die Überprüfung der Doktorarbeit von Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) veranlaßt. Hintergrund sind Vorwürfe, die im vergangenen Januar erhoben wurden, teilte die Hochschule mit. Demnach könnte es Überschneidungen von Brauns Dissertation mit anderen Arbeiten geben, darunter einer von ihm als Ko-Autor mitverfaßten Schrift.
Der Christdemokrat betonte auf Twitter, auch er habe um eine Überprüfung seiner Doktorarbeit gebeten. Gegenüber der Gießener Allgemeine zeigte er sich vom wissenschaftlichen Wert seiner Dissertation überzeugt. Zugleich sprach er sich für größtmögliche Transparenz in der Sache aus, auch im Hinblick auf die kommende Bundestagswahl. Braun tritt im Wahlkreis Gießen/Vogelsberg für die CDU an.
Ich habe heute die Öffentlichkeit informiert, dass die @jlugiessen auch auf meine Bitte hin den Bezug einer vorausgegangenen Teilpublikation der Ergebnisse von mir und anderen Autoren zu meiner Dissertation überprüft: https://t.co/cJylzApnzz
— Helge Braun (@HBraun) May 5, 2021
Bericht über Giffeys Dissertation liegt vor
Nach einem Vorprüfungsverfahren ist nun laut JLU die Kommission zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis mit der Weiterführung des Verfahrens betraut. Braun hatte 2007 an der hessischen Hochschule im Fach Medizin zum Thema intraoperativer Tachykardien (Herzrasen während einer Operation) promoviert.
Im vergangenen Jahr hatte ein Gutachten über die Doktorarbeit von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) für Schlagzeilen gesorgt. Demnach täuschte die Sozialdemokratin in ihrer Dissertation an 27 Stellen. Die Freie Universität Berlin, an der Giffey ihren Doktortitel im Fach Politikwissenschaft erlangte, versuchte vergeblich, den Bericht unter Verschluß zu halten.
Mittlerweile liegt dem Präsidium der FU ein Bericht des Prüfungsgremiums über Giffeys Dissertation vor. Die Ministerin hat laut einer Mitteilung der Hochschule nun vier Wochen Zeit für eine Stellungnahme. (ag)