ERFURT. Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linkspartei) will eine Staatssekretärin aus seinem Ministerium entlassen, weil sie sich besorgt über die Folgen von Corona-Lockdowns geäußert hatte. „Die Kommunikation in den sozialen Netzwerken und dadurch hergestellte Transparenz ist mir wichtig. Das ist in der öffentlich kritisierten Kommunikation am Wochenende nicht in dem von mir erwarteten und gewünschten Maße der Fall gewesen“, betonte Holter am Mittwoch.
Am Samstag wurde vom Twitter-Konto des Thüringer Bildungsministeriums eine Kurznachricht mit Kritik an Lockdown-Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung abgesetzt. Bildungsminister Holter kündigte an, den Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linkspartei) um die Entlassung der verantwortlichen Mitarbeiterin zu bitten.
Bildungsminister @HelmutHolter hat heute folgendes Statement abgegeben:https://t.co/vy2gzd7N6w
— TMBJS (@BildungTH) December 15, 2021
Psychosoziale Folgen des Lockdowns
In dem beanstandeten Tweet stand: „Ob Kinder Long-Covid entwickeln, ist nicht geklärt. Dagegen sehen wir deutlich, daß der Lockdown Kinder und Jugendliche psychisch und körperlich stark belastet hat. Sie wurden in ihrer emotionalen und kognitiven Entwicklung gehemmt.“ Die Nachricht wurde bald darauf wieder gelöscht.
Am Sonntag wurde dann eine weitere Mitteilung auf dem Kurznachrichtendienst veröffentlicht: „Entschuldigung. Wir haben einen gestern veröffentlichten Tweet gelöscht, weil er nicht korrekte Aussagen zu Long Covid enthielt. Long Covid bei Kindern wird derzeit erforscht. U.a. die DGPI untersucht Hospitalisierungen von Kindern in einer Untersuchung.“
Tatsächlich leiden Kinder unter Lockdown-bedingten Schulschließungen. Am Montag erst hatte sich die Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats der Kulturministerkonferenz, Felicitas Thiel, besorgt über die während der Pandemie entstandenen Lerndefizite bei Erst- und Zweitklässlern geäußert. „Deutschlandweit verlassen noch immer zu viele Kinder die Grundschule, ohne ausreichend lesen und schreiben zu können“, warnte Thiel. Außerdem unterstrich sie die Bedeutung offener Schulen für die psychosoziale Entwicklung von Kindern. (fw)