MÜNCHEN. Die Direktorin des Deutschen Jugendinstituts, Sabine Walper, hat sich für ein Wahlrecht ab der Geburt ausgesprochen. Menschen über 60 Jahre hätten bei Wahlen mehr Einfluß als Jüngere, sagte die Professorin für Pädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München im Interview mit dem Berliner Tagesspiegel.
Das Geburtswahlrecht sei da eine Möglichkeit, um die Gewichte zu verschieben. „Wir werden noch viele Auseinandersetzungen führen müßen, bis das Wahlrecht von Geburt an sich durchsetzt. Deshalb bin ich dafür, als ersten Schritt das Wahlalter auf 16 Jahre herabzusetzen.“
Dem Einwand der fehlenden Reife von Jugendlichen erteilte die Psychologin eine Absage. „Junge Menschen engagieren sich durchaus politisch, aber oftmals bedienen sie sich nicht der üblichen Instrumente, die eine demokratische Ordnung zur Verfügung stellt.“ Die Schließung der Schulen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie habe bei vielen Jugendlichen zu teils erheblichen Bildungslücken geführt.
Walper setzt auf Ampelkoalition
Die neue Bundesregierung solle diesem Problem unter anderem durch die Ausweitung der Ganztagsbeschulung begegnen. „Wenn der Schwerpunkt der Bildung stärker von der Familie in die Schule verlagert wird, fördert das Kinder, die zu Hause weniger Anregungen bekommen.“
Einer möglichen Regierung aus SPD, FDP und Grünen sieht Walper in diesem Zusammenhang positiv entgegen. „Eine Ampelkoalition ist eine Chance für Jugendliche und Familien.“ Das Deutsche Jugendinstitut bezeichnet sich in seiner Außendarstellung als eine der größten sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen Europas.
Seit Jahren wird in Deutschland über die Absenkung des Wahlalters diskutiert. Zuletzt hatte die Parteijugend der Grünen mit der Forderung nach einem Wahlrecht für Kinder auf sich aufmerksam gemacht. (fw)