MAINZ. Der Sportvorstand des Fußballbundesligisten FSV Mainz 05, Christian Heidel, hat den verantwortlichen Politikern vorgeworfen, mit ihrer Forderung nach einer Impfpflicht für Fußballprofis vom eigenen Versagen abzulenken. „Ich kann mich nur wundern, wenn bei der Ministerpräsidentenkonferenz ganz, ganz wichtige Entscheidungen für unser Land getroffen werden, und als erste Aussage danach kommt: Auch die Fußballer auf dem Platz müssen 2G erfüllen. Da habe ich schon den Eindruck: Man stellt dieses Thema in den Vordergrund, um andere Probleme, nämlich das, was politisch in den letzten Monaten passiert ist, zu übertünchen“, sagte er laut Kicker nach dem Spiel der Mainzer am Sonntag gegen den 1. FC Köln. Das sei „Populismus“.
Der Sportfunktionär beklagte, die Diskussion um die Profiklubs solle „das eigentliche Thema in den Hintergrund“ drängen, „daß wir in Deutschland beim Thema Corona immer nur hinterherrennen“. In dem Zusammenhang lobt er die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie in Spanien.
Heidel bekannte, daß seine Aussagen auf Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) abzielten, der in den vergangenen Tagen eine Impfpflicht für die Profikicker gefordert hatte. Heidel legte nach: „Ich wollte mal darauf hinweisen, daß es in Deutschland keine Branche gibt mit einer solch hohen Impfquote wie der Profifußball. Mich würde mal die Impfquote des deutschen Bundestags interessieren. Darüber redet überhaupt niemand – aber über nicht mal 100 Personen im Fußball. Die Politiker haben genauso eine Vorbildfunktion. Doch die Impfquote in der Politik liegt nicht ansatzweise so hoch wie im Fußball.“
Kölner Trainer attackiert Söder
Lobende Worte fand der Mainzer Sportvorstand für den FC Bayern München, der ungeimpften Spielern wie Joshua Kimmich laut Bild-Zeitung während ihrer Quarantäne kein Gehalt zahlt. „Ich finde völlig normal, was der FC Bayern macht. Ein Spieler muß als Kontaktperson in Quarantäne, weil er nicht geimpft ist, kommt deshalb nicht ins Training – warum sollte der bezahlt werden?“
Mit seiner Kritik an Politikern wie Söder steht Heidel in der Bundesliga nicht allein. Auch Kölns Trainer Steffen Baumgart hatte den bayerischen Ministerpräsidenten bereits attackiert. Der Fußballlehrer warf Söder vor, seine Meinung häufig zu ändern und sich die Realität zu drehen, wie es ihm passe.
Mainz und Köln trennten sich am vergangenen Sonntag 1:1. Während die Kölner derzeit auf Rang zwölf im Mittelfeld stecken, hält Mainz mit dem Punkt als Tabellenachter Anschluß an die internationalen Plätze. (ag)