BERLIN. Im Kampf um die Kanzlerkandidatur der Union zwischen CDU-Chef Armin Laschet und dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder könnte es auf eine Abstimmung in der Bundestagsfraktion hinauslaufen. Sollte es nicht zeitnah zu einer Einigung der beiden Kandidaten kommen, solle die Bundestagsfraktion entscheiden, fordern mehrere Unionsvertreter laut einem Bericht der Bild-Zeitung.
Demnach bereitet der Chef des Parlamentskreises Mittelstand (PKM), Christian von Stetten (CDU), eine entsprechende Sondersitzung der Fraktion vor. Hierfür führe er bereits Gespräche, meldet das Blatt.
Der Hamburger CDU-Landeschef Christoph Ploß forderte im Spiegel: „Wenn sich Armin Laschet und Markus Söder bis zum Wochenende nicht über die Kanzlerkandidatur einigen, müssen wir in der Fraktionssitzung am Dienstag darüber abstimmen.“ Dies sei das einzige gemeinsame Gremium der beiden Schwesterparteien.
Haseloff für Söder
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel unterstützt dies. „Die CDU/CSU-Fraktion ist das einzige Gremium, wo eine so große Dichte von Repräsentanten der Volksvertreter ganz Deutschlands beisammen sind und die Abfrage schnell gehen könnte. Es darf sich der Eindruck nicht verhärten, daß die Position der Fraktion unerheblich ist“, sagte sie der Bild.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) plädierte gegenüber dem Spiegel für Söder als Kanzlerkandidat: „Leider geht es jetzt nur um die harte Machtfrage: Mit wem haben wir die besten Chancen“, begründete er seine Entscheidung.
„Es geht nicht um persönliche Sympathie, Vertrauen oder Charaktereigenschaften. Es hilft nichts, wenn jemand nach allgemeiner Überzeugung absolut kanzlerfähig ist, aber dieses Amt nicht erreicht, weil die Wählerinnen und Wähler ihn nicht lassen.“ Er habe bei der vergangenen Landtagswahl in seinem Bundesland die Erfahrung gemacht, daß bei Direktmandaten manchmal Bruchteile von Prozentwerten über politische Existenzen entscheiden könnten.
Kampf um Mandate
Genau dieses Argument wird in der Unionsfraktion von den Anhängern des Söder-Lagers ins Feld geführt. Sie argumentieren, daß ein Kanzlerkandidat Söder ein prozentual besseres Wahlergebnis einfahren könnte als Laschet und somit auch mehr Abgeordnete für die Union über die Liste und per Direktmandat in den Bundestag bringen würde.
Laut Bild-Zeitung ist Laschet gewillt, sich einem Votum der Bundestagsfraktion zu stellen. Er traue es sich zu, dort die Entscheidung zu seinen Gunsten zu drehen und sei „felsenfest“ davon überzeugt, die Spitzenkandidatur zu übernehmen.
Laschet und Söder hatten am Dienstag beide vor der Unionsfraktion im Bundestag für sich geworben. Berichten zufolge soll dort die Stimmung eher pro Söder gewesen sein. Im Anschluß an das Treffen versicherten sowohl Laschet als auch Söder, bis Ende der Woche zu einer Einigung zu kommen. Bislang hat aber keiner der beiden Kandidaten Anzeichen erkennen lassen, zugunsten des anderen zu verzichten. (krk)