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Verwirrung über Umfrage-Werte: Sind die Grünen derzeit wirklich stärkste Kraft?

Verwirrung über Umfrage-Werte: Sind die Grünen derzeit wirklich stärkste Kraft?

Verwirrung über Umfrage-Werte: Sind die Grünen derzeit wirklich stärkste Kraft?

Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock, Grafik zu Forsa-Umfrage
Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock, Grafik zu Forsa-Umfrage
Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock, Grafik zu Forsa-Umfrage Fotos: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld / Screenshot Twitter/Wahlen_DE / JF-Montage
Verwirrung über Umfrage-Werte
 

Sind die Grünen derzeit wirklich stärkste Kraft?

Vor wenigen Tagen sorgte eine Umfrage zur Bundestagswahl für Schlagzeilen, denn die Grünen machten einen deutlichen Sprung nach vorne und waren stärkste Kraft. Doch andere Institute kamen zu einem ganz anderen Ergebnis. Wie sind die Unterschiede zu erklären?
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Baerbock wird Kanzlerin! Zumindest würde sie es, ginge es nach den neuesten Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von RTL und NTV. Mit 28 Prozent sah das Institut die Grünen am Dienstagabend als potentielle Gewinner der Bundestagswahl hervorgehen. CDU/CSU stürzten dagegen auf 21 Prozent ab. Zu dem Zeitpunkt standen sowohl Annalena Baerbock für die Grünen als auch Armin Laschet für die Unionsparteien als Kanzlerkandidaten fest. Haben also die einen etwas richtig und die anderen etwas falsch gemacht?

Forsa ist nicht das einzige Meinungsforschungsinstitut in Deutschland, das Medien mit Daten beliefert. Insa veröffentlichte am selben Tag ein Umfrageergebnis für die Bild, das ein ganz anderes Stimmungsbild der Wähler wiedergibt. Hier stehen CDU/CSU bei 27 Prozent, die Grünen bei 21 Prozent. Die verlorenen Prozentpunkte für die Union und die dazugewonnenen für die Grünen im Vergleich zu früheren Hochrechnungen sind minimal.

Andere Umfragen kommen zu einem anderen Ergebnis

Umfragen des Instituts für Demoskopie Allensbach für die FAZ kommen zu einem ähnlichen Ergebnis. Hier fahren die Unionsparteien 28 Prozent ein und die Grünen 23. Zwar erschienen die Zahlen am 21. April (Mittwoch), doch der Umfragezeitraum erstreckte sich vom 6. bis zum 15. April. Befragt wurden 1.054 Personen in persönlichen Interviews.

Forsa erhob die Daten am 20. April (Dienstag). Im Vergleich zur vorigen Forsa-Umfrage vom 13. bis zum 16. April stiegen die Grünen um fünf Prozentpunkte in der Gunst der Wähler. CDU/CSU verloren sechs Prozentpunkte. Befragt wurden 1.502 Personen per Telefon. Die statistische Abweichung liegt bei etwa 2,5 Prozent. Insa befragte im selben Zeitraum 1.000 Wähler online.

Alle drei Institute gehören dem Branchenverband Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute (ADM) an. Der ADM gibt an, einheitliche wissenschaftliche und ethische Standards an seine Mitglieder zu setzen. Die Methoden, die die Unternehmen in ihrer Forschung anwenden, sind auf den jeweiligen Internetseiten dargelegt.

Entscheidend ist die Gewichtung

Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen urteilte laut Tagesspiegel über die Forsa-Werte: „Einen solchen Umschwung in dieser Größenordnung halte ich nicht für realistisch.“ Die Forschungsgruppe Wahlen betreut unter anderem die Wahlsendungen des ZDF.

Doch woher die unterschiedlichen Ergebnisse? Der Politikwissenschaftler Oskar Niedermayer von der Freien Universität Berlin erklärte im Tagesspiegel: „Die Daten werden sozialstrukturell und nach anderen Faktoren gewichtet.“ Nach welchen Maßstäben die Institute die Gewichtungen vornähmen, sei hier der Schlüssel zur Erkenntnis, jedoch Betriebsgeheimnis. Forsa ließ eine Anfrage der JUNGEN FREIHEIT, wie sich das Institut die großen Unterschiede zu den Ergebnissen anderer Erhebungen erklärt, bis Freitag mittag unbeantwortet.

Was die Nominierung Laschets als Kanzlerkandidaten angeht, scheinen die Meinungsbilder indes weniger zweideutig. Laut Forsa bewerteten 32 Prozent die Personalentscheidung positiv. 47 Prozent präferierten CSU-Mann Markus Söder. In einer weiteren Insa-Umfrage für die Bild vom Donnerstag, in der das Szenario einer bundesweiten CSU entworfen wurde, kam diese allein auf 24 Prozent, die CDU lediglich auf zehn Prozent

Bis zur Bundestagswahl im Herbst sind jedoch Stimmungs- und Gesinnungswandel der deutschen Bürger möglich. Niedermayer dazu: „Da kann noch viel passieren, weil die Leute immer volatiler wählen.“

Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock, Grafik zu Forsa-Umfrage Fotos: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld / Screenshot Twitter/Wahlen_DE / JF-Montage
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