HAMBURG. Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß hat ein Verbot der Gendersprache bei staatlichen Stellen gefordert. „Zu Hause am Abendbrottisch sollte selbstverständlich jeder, der das möchte, nach Herzenslust gendern können“, sagte Ploß dem Spiegel. „Aber von Beamten, Lehrkräften und Dozenten erwarte ich, daß sie im Dienst gültige Regeln und Normen nicht einfach willkürlich verändern.“
Es brauche ein Gesetz, wie es in Frankreich diskutiert werde. Dort brachte die Regierung vor kurzem einen Gesetzesentwurf für ein solches Verbot in die Nationalversammlung. Frankreichs Bildungsminister Jean-Michel Blanquer hatte Anfang Mai schriftliches Gender-Sprech an Schulen verboten. Die „inklusive“ Schrift sei zu komplex, erschwere das Erlernen der Sprache und sei mit den in den Lehrplänen vereinbarten Regeln nicht vereinbar.
Ploß ergänzte, er setze sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und für eine Sprache ein, die zusammenführe. „Daher wehre ich mich dagegen, daß von Behörden, Ministerien, Schulen und Universitäten, also staatlichen Einrichtungen, eine grammatisch falsche, künstliche und ideologisch motivierte Gendersprache verwendet wird, die ständig das Trennende betont.“
Sprache sei für das Zusammenleben und für die Kultur von enormer Bedeutung. „Daher sollte dieser Punkt Eingang in das gemeinsame Regierungsprogramm von CDU und CSU finden.“ Außerdem stehe der Gender-Sprech für den Trend, „daß in unserer Gesellschaft Menschen immer stärker in Kollektive eingeordnet werden“. Die Union hat im Gegensatz zu den anderen Parteien bislang noch kein Programm für die Bundestagswahl vorgelegt.
Mehrheit der Deutschen gegen Gender-Sprech
Eine Mehrheit in Deutschland hält von der angeblich genderneutralen Sprache nichts. Wie eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap im Auftrag der Welt am Sonntag ergab, sind 65 Prozent gegen eine stärkere Berücksichtigung unterschiedlicher Geschlechter in der Sprache.
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen ist demnach eine Mehrheit gegen Gender-Sprech. Am meisten Ablehnung gab es bei AfD-Anhängern (83 Prozent) gefolgt von FDP-Sympathisanten (77 Prozent) und jenen der Linkspartei (72 Prozent). Am meisten Befürworter fanden sich bei den Grünen (47 Prozent), aber auch dort war mit 48 Prozent die Mehrheit dagegen.
Die angeblich geschlechtergerechte Sprache hielt in den vergangenen Jahren in immer mehr Gesellschaftsbereichen Einzug. Ende vergangener Woche hatte Audi auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT angekündigt, trotz einer Klage gegen eine interne Richtlinie zum Gendern daran festzuhalten.
Zuvor hatte eine Sprachwissenschaftlerin für Schlagzeilen gesorgt, die eine genderneutrale Umformulierung des Grundgesetzes forderte. Zuvor hatte der Duden angekündigt, zwölftausend Begriffe entsprechend zu ergänzen: Unter „Mieter“ oder „Bäcker“ sind ausschließlich männliche Personen zu verstehen, weibliche finden sich als „Mieterin“ oder „Bäckerin“ in dem Nachschlagewerk. Linguisten und Germanisten kritisieren diese Veränderung des generischen Maskulinums teils scharf. (ls)