APPEN. Die Bundeswehr hat die Luftwaffenkaserne in Appen nach dem Piloten der entführten Lufthansa-Maschine „Landshut“, Jürgen Schumann, umbenannt. Der ehemalige Starfighter-Pilot war 1977 von palästinensischen Terroristen ermordet worden. Beauftragt von der deutschen RAF, versuchten sie, den Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen, um RAF-Mitglieder freizupressen.
Schumann verkörpere die wahre Bedeutung von Mut, Tapferkeit, Verantwortung und Selbstlosigkeit. Das mache die Namensgebung so bedeutsam für den Führungsnachwuchs an der Unteroffiziersschule, sagte Generalleutnant Ingo Gerhartz laut Nachrichtenagentur dpa in seiner Ansprache am Mittwoch. Die Luftwaffe gedachte ihres ehemaligen Piloten mit einem sogenannten „Lost wing man“- Überflug und beschrieb Jürgen Schumann über ihren Twitteraccount als Piloten, der „mit seinem Werteverständnis zu unserem modernen Traditionsverständnis gehört“.
Zur Ehre ein Überflug: sichtbares Zeichen, dass Hauptmann d.R. Jürgen Schumann als ehemaliger Pilot der Luftwaffe mit seinem Werteverständnis zu unserem modernen Traditionsverständnis gehört. Eine Formation des #TaktLwG71R gedachte dem „Lost wing man“ in unseren Reihen. pic.twitter.com/324yUV7kpU
— Team_Luftwaffe (@Team_Luftwaffe) November 24, 2021
Bisher trug die Kaserne im schleswig-holsteinischen Appen den Namen des mit dem Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten ausgezeichneten Wehrmachtspiloten Hans-Joachim Marseille (1919-1942). Dieser wurde für seine 158 Abschüsse bei 388 Feindflügen, die vor allem über Nordafrika stattfanden, bekannt.
Kasernennamen sorgen für Diskussionsstoff
Marseille werde jedoch auch in Zukunft nicht geleugnet oder verschwiegen, hob Gerhartz hervor. So solle der Name vielmehr für eine differenzierte Auseinandersetzung im Kontext der historisch-politischen Ausbildung von Unteroffiziersanwärtern genutzt werden.
Namensgebungen von Bundeswehrkasernen sorgen seit geraumer Zeit für Diskussionsstoff. Im vergangenen Jahr hatte die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken im Bundestag erklärt, daß die Benennung der Marseille-Kaserne nicht mit den Richtlinien zur Traditionspflege in Übereinstimmung stehe. Bereits 2017 hatte die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angekündigt, verschiedene Kasernen mit Namen von Wehrmachtssoldaten umbenennen zu wollen.
2018 wurde jedoch auch die nach dem 1915 verstorbenen preußischen Weltkriegsgeneral benannte Emmich-Cambrai-Kaserne in Hannover in Hauptfeldwebel-Lagenstein Kaserne umbenannt. Im Juni dieses Jahres wurde zudem aus der Feldwebel-Lilienthal-Kaserne in Delmenhorst-Adelheide die Delmetal-Kaserne. (fs)